Covid-19 – Eine Zwischenbilanz
„Norden, Osten, Süden, Westen – zuhause ist’s am allerbesten.“ Ein Satz den wohl viele kennen oder zumindest eine ähnliche Form davon. Spätestens nach April dieses Jahres wird man so etwas nicht mehr so leichtfertig von sich geben.
März 2020. Ein Gespenst geht in unserer Schule um. Es heißt „Corona“, wird aber auch „Covid-19“ oder auch nur „das Virus“ genannt. Es wird gemunkelt von einer starken Grippewelle, einem neuartigen Virus, von einer Pandemie ist aber nicht die Rede. Alles ist wie gewöhnlich, aber hinter vorgehaltener Hand wird von Schulschließungen ab nächster Woche geflüstert.
Als es dann endlich soweit ist und die Schließungen aller Schulen sowie Hochschulen in den Medien bekanntgegeben werden, ist die Freude unter uns Schüler*innen groß. An unserem letzten Schultag für eine ganze Weile, davon wissen wir bloß noch nichts, strömen wir alle, dicht aneinandergedrängt aus dem Schulgebäude. „Magst du noch zu mir kommen?“, „Gehen wir am Wochenende alle gemeinsam zum Heurigen?“, „Jetzt habe ich endlich mal Zeit. Sollen wir nächste Woche was unternehmen?“. Viele dieser Fragen und Versprechungen werden gemacht und mit einer festen Umarmung besiegelt. Dass sie nicht eingehalten werden, wissen wir noch nicht. Als wir nach Hause kommen und voller Vorfreunde von unseren Plänen berichten, rollen unsere Eltern, wenn überhaupt, nur beiläufig mit den Augen, zu gefesselt sind sie von den Fernsehbildschirmen, klingelnden Handys oder laufenden Radios.
Nach und nach machen alle Restaurants, Cafés und Geschäfte zu. Nach und nach sagen wir unsere Treffen mit Freund*innen, Bekannten und Familienmitgliedern ab. Nach und nach werden wir überrollt von all den Pressekonferenzen, Anrufen, Textnachrichten. Man solle Kontakte beschränken, nicht zu oft einkaufen gehen und überhaupt einfach Ruhe geben und auf die Politik vertrauen. Einige sprechen von massiven Einschränkungen der Menschenrechte und dann gibt es noch die, die behaupten, es gäbe gar kein Virus, alles sei eine gefinkelte Idee, um uns Mikrochips zu implantieren, mit denen wir gesteuert werden sollen. Wie sollen wir auf irgendetwas vertrauen, wenn die Infektionszahlen in die Höhe schnalzen, es in den Supermärkten kein Toilettenpapier mehr gibt und die Straßen wie leergefegt sind?
Die Zeit fließt langsam dahin. Aus ein paar schulfreien Tagen werden Wochen, Monate. Die Zeit vergeht so langsam, man hat das Gefühl, in Salvador Dalís „Die Beständigkeit der Erinnerung“ festzustecken.
Seit Juni ist wieder Schulbetrieb in den Oberstufenklassen. Von uns werden Normalleistungen unter unnormalen Umständen verlangt. Das Virus ist noch genauso da, wie vor ein paar Monaten. Ohne Mundschutz, ohne Rücksicht auf unsere Sorgen, Ängste oder Verluste sitzen wir wieder in den Klassenzimmern. Doch es ist leise. Was machen wir hier? Ist wirklich alles gut oder sind wir Kollateralschäden der Wirtschaft zugunsten? Dennoch erscheinen wir zum Unterricht, wie es von uns verlangt wird.
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