Damals
Sie erinnerte sich noch an vor ein paar Jahren. Keine Hausübungen, kein um 6: 30 aufstehen, Plastik Geschirr, Bilderbücher. Damals war alles einfacher sagte sie zu ihren 8 besten Freundinnen im Schulgarten, kleine rosa Schleifen in ihren geflochtenen Zöpfen, bevor sie sorglos mit ihren neuen Schuhen durch den Matsch lief.
Natürlich erinnerte sie sich noch an die Zeiten, in denen sie jedes Wochenende zu einem Geburtstag eingeladen war, sich ihre nassen Strähnen aus dem Gesicht wischte und mit ihrem Bleistift ein Loch in ihr Matheheft riss, genau neben den schriftlichen Divisionen. So ein unglücklicher Zufall. Etwas das sie nie vergessen würde, war wie sie schluchzend Hand in Hand mit ihren Klassenkameraden, ein Abschlusslied sang. Alles würde sie dafür geben in diesem Moment bleiben zu können.
Hab ich mir irgendwie anders vorgestellt, ist was sie dachte als sie aus dem nichts von Hausübungen überhäuft wurde. Damals kamen ihr Teenager so viel älter vor, war sie denn überhaupt schon einer? Nur die besten Freunde blieben, die auf die sie sich immer verlassen konnte, die die sie umarmten als sie ihre erste 5 in Mathe schrieb, und ihr danach die Mathe Hü zuschickten. Natürlich hatte sie sie lieb, trotzdem aber konnte sie nicht aufhören zu denken wie es denn wäre so wie andere Mädchen extrovertiert zu sein, vor einem Referat keinen halben Nervenzusammenbruch erleiden zu müssen. Was ist passiert? Damals war alles besser. Sie war besser.
Nach und nach merkte sie wie sie sich immer weniger auf die Schule konzentrierte, sie nur noch Geld zu Weihnachten bekam, um sich etwas schönes zu kaufen. Man wusste ja nicht was man jungen Mädchen schenken sollte. Sie wünschte sie könnte in der Zeit zurück, als sie es liebte zu lesen, nicht für Stunden am Stück ins Handy zu starren. Wenn sie nur niemals angefangen hätte, in der Vergangenheit zu leben. Hätte sie nur mehr gelebt. So gelebt wie in all den amerikanischen High School Filmen. Hätte sie nur alles anders gemacht. Sie wünschte sie könnte die letzen Jahre wiederholen, nicht aber wegen all den guten Erinnerungen, um die schlechten besser zu machen. Wie kann es sein, dass sie sich nicht an den Stolz erinnern kann den sie spürte, als sie die beste Englisch-SA schrieb? An ihre allerbesten Freunde und ihre liebe Familie? War damals denn wirklich alles so viel besser oder bildete sie sich das nur ein? Sie hatte Glück mit ihrem leben, das wusste sie. Doch hieß das auch das sie glücklich war? Hatte dies denn jemals ein Ende oder müsste sie immer an damals denken?
Sie erinnerte sich noch gut an ihr junges Selbst. Damals. Damals war alles besser. Doch gehörte das nicht zum Leben? Ist es nicht ok, sein altes selbst immer wieder zu beneiden? Bedeutet das nicht das man ein gutes Leben hatte? Heißt das nicht, das man weiterhin Erinnerungen machen sollte, die auch einmal "damals' sein könnten? Sich an früher zu erinnern, wird nie ein Ende nehmen und das sollte es auch nicht. Damals dachte sie an damals, so wie jetzt und so wie immer.
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