Danke.
13. 5.
Bin seit heute arbeitslos. Danke. Der Chef kam gegen Mittag rein und entließ die Hälfte – Budgetkürzungen. Für den Rest verändert sich nichts. Für mich als überqualifizierten Mitt-Vierziger gehen die Chance, noch mal einen Job zu finden, gegen null. Zu viele junge, billige, die-Welt-verbessernde-und-trotzdem-noch-bei-Mama-wohnende Arbeitskräfte stehen in den Startlöchern und schnappen mir, der es nötig hätte, die Arbeitsplätze weg.
Werde mich jetzt auf den Weg zum AMS machen, bevor Ulrike von ihrem Selbstfindungsseminar im Wellnessresort nach Hause kommt und den Kindern, die sich seit fünf Jahren eine „Auszeit“ vom Studium nehmen, die Wäsche macht.
14. 5.
Ulrike sagt, ich soll den Kindern nichts erzählen.
Ulrike sagt, Bernd der beinharte Banker und sie hätten einfach eine Verbindung.
Ulrike sagt, es liegt nicht an ihr, es liegt an mir.
Danke.
4. 6.
Da ich mich jetzt selbst versorgen muss, seitdem Ulrike auf unbestimmte Zeit mit ihrem Banker fürs Meditieren nach Indien gereist ist, bin ich Stammgast in der versifften Kneipe am Eck. Habe dort wahlweise ein fantastisches Gulasch von letzter Woche und echte hausgemachte Tiefkühlpizza genossen und Freundschaft mit einem Dachdecker mit Dachschaden, einer Prostituierten, einem Anwalt und einer Putzfrau geschlossen. Svetlana, die junge, hübsche Putzfrau aus Wien-Ottakring, hat mir angeboten, bei ihrem Ein-Frau-Unternehmen einzusteigen. Sie meint, hinter jeder starken Frau müsse ein Mann stehen, der ihr den Rücken freihält. Danke.
Überlege tatsächlich, den Job anzunehmen. So eine Gelegenheit bekommt man schließlich nur ein Mal im Leben und nach dem Gespräch mit der Frau vom AMS war mir klar, dass ich mich zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden muss: einen unterbezahlten Job anzunehmen, oder mich in die Donau zu stürzen, um dem Ganzen ein schnelles Ende zu setzen. Hätten wahrscheinlich alle mehr davon, und Ulrike könnte sich von meiner Lebensversicherung mit ihrem Lover ein schönes Leben machen.
22. 7.
Habe mich entschieden. Ulrike behält alles, bis auf Fifi, die Chihuahua-Dame, weil Bernd der beinharte Banker sich vor Hunden fürchtet, und ich lebe jetzt mit Svetlana, meiner jungen, hübschen Chefin, in einer Zwei-Zimmer-WG und finde mich.
Weiß zwar noch nicht, wo ich suchen soll, aber das wird noch. Das Putzen der Häuser anderer hat auf mein Leben eine erstaunlich positive Wirkung. Fühle mich gereinigt.
Danke.
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