Das ewige Spiel
Die Töne schallten laut durch den Kopfhörer.
Hartes Klimpern auf der Tastatur.
Ein angestrengtes Atmen.
Ein konzentrierter Blick.
Ein wildes Flimmern auf dem flachen Bildschirm.
Ich spielte.
Da klopften meine Eltern an der Tür.
„Komm einmal heraus, sei nicht so widerlich“
Genervt pausierte ich das Spiel.
„Komm, spiel etwas mit uns, wir lieben dich“
Ich war so kurz vor dem Ziel.
„Schweig doch nicht immer, sprich“
„Ich komm jetzt nicht, ich brauch‘ nur noch einen Kill
wenn ich das Spiel gewinnen will“
Und die Eltern waren enttäuscht, aber still.
Da klopften meine Freunde an der Tür.
„Willst du nicht Zeit mit uns verbringen?
Wir könnten spielen, reden, uns zu dummen Dingen zwingen!“
Erschreckt über den lauten Ruf drückte ich die falsche Taste,
sodass mir der Gegner den Todesschuss verpasste.
„Aber wir vermissen dich so sehr“
Das interessiert mich nicht
und zischend brüllte ich:
„Jetzt lasst mich in Ruh, ich will euch nicht mehr“
Wütend warf ich die Maus hinterher.
Eine Träne tropfte von meiner Wange.
Plötzlich wurde mir Angst und Bange.
Ich wollte dem Glaspalast entfliehen.
Doch der ewige Zwang hielt meine Glieder.
Die flimmernden Bilder fesselten mich nieder.
Aber der laute Ton verstand mich an sich zu ziehen.
Die Sucht war mir ganz klar.
Und als ich mich dann doch losriss.
Die Tür aufriss.
Da war niemand mehr da.
Und ich spielte weiter.
Da klopfte das Schicksal an meiner Tür.
„Willst du hier den sitzen für eine Ewigkeit?“
Kurz horchte ich auf.
„Mach eine Arbeit, setz dir ein Ziel, bilde dich aus,
aber bleib nicht für immer zu Haus“
Dann drehte ich die Lautstärke rauf.
„Nichts rennt schneller als Zeit,
und bald ist Zukunft Vergangenheit!“
Aber die Rufe des Schicksals verhallten in Einsamkeit.
Nun klopft auch noch die Zukunft an meiner Tür
„Du musst dich hier nicht verstecken“
Zuerst lauschte ich den Worten nur schlecht.
„Die Welt steht dir offen, du kannst so viel entdecken“
Doch die Zukunft hatte Recht.
„Schau, ich bin schwach und ängstlich“
Plötzlich erschien mir meine Zukunft ganz klar.
„Denn niemand kümmert sich um mich“
Der Ausbruch aus dem goldenen Käfig war nah.
„Jeder schaut nur auf jetzt und auf sich“
Und plötzlich waren die Selbstzweifel wieder da.
„Ich brauche junge Menschen wie dich.
Ihr bringt die Welt ins Gleichgewicht“
„Du lügst, das schaff ich nicht“
„Du hast die Chance, bald schon“
„Ich trau mich doch nicht einmal vor die Tür!“
„Schau, mein Kind, du bist die nächste Generation.“
„Und jetzt soll ich kämpfen für dich, wofür?“
„Für die Zukunft!“
„Komm doch endlich zur Vernunft!“
„Niemand mag mich, ich bin nur der letzte Dreck.
Jetzt lass mich spielen und scher dich weg!“
Zerstört schlich die Zukunft davon.
Und ich spielte weiter.
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