Das Gefängnis der Augenblicke
Deine Augen blicken auf mich. Sie durchbohren mich wie Speere. Ich blicke auf den Boden. Kochende Wut hat sich über die Jahre in deinem Blick gesammelt. Vielleicht hast du es nicht gemerkt, aber ich spüre sie in jedem Atemzug, jeder Bewegung und jedem Versuch, es dir recht zu machen.
Ja, in unseren Venen läuft dasselbe Blut, aber gibt dir das das Recht, mich zu kontrollieren und für mich zu entscheiden, was ich darf und was nicht? Ob ich alleine bin oder nicht ist dir egal, solange ich jeden Tag funktioniere und alles gebe, um normal zu sein. Welche Opfer ich dafür bringe, spielt auch keine Rolle.
Manchmal entkomme ich dir ein bisschen und lebe mein Leben so, wie es sich richtig anfühlt. Dann siehst du mich an und ich würde wieder einmal alles geben, um deinem Blick zu entkommen. Doch er begräbt mich und schnürt mir die Luft ab. Die Hoffnung schwindet und das Loch in meiner Seele wird noch größer. Werde ich es jemals flicken können? Vielleicht für einen Augenblick, bis ich dann wieder in deine Augen blicke.
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