Das Genie
„Eindeutig“, grunzte Privatdetektiv Gäh Nuug, als er dramatisch seine Sonnenbrille vom Gesicht riss. „Das Opfer ist tot.“ Ein genervter Seufzer erklang hinter ihm, aber das Geräusch war nicht bedeutend genug für das Meistergenie, um darauf zu reagieren. „Wie kommen Sie nur drauf? War es die gigantische Blutlacke oder die Tatsache, dass sein Kopf zerschmettert wurde, welches Ihnen dies verriet?“, die sarkastische Stimme gehörte zur Inspektorin Brown. Detektiv Nuug wusste natürlich, dass diese nur so tat, als wäre sie genervt. In Wahrheit fand sie ihn unwiderstehlich. Endlich richtete er sich auf und starrte sie mit seinen durchdringlichen indigogrünen Augen an, die im Dunkeln leuchteten.
„Hat man schon Verdächtige? Nein! Sagen sie es nicht! Es war seine Frau“, sagte er entsetzt über seine eigenen Worte und drehte sich, -die Frage von Brown ignorierend-, zum Schauplatz zurück. Sein weiser Blick scannte die ganze Küche, auf dessen kalten Boden die Leiche des Opfers dahin vegetierte. „Er ist unverheiratet“, erklärte die Inspektorin, doch kaum hatte sie ausgesprochen, drückte der Zeigefinger vom Detektiv gegen ihre Lippen, der ein energisches „pssscht“ von sich gab.
Er streckte beide Hände so aus als würde er eine unsichtbare Wand abtasten.
„Die Frau des Opfers –“
„Die er nicht hatte“, sprach Brown dazwischen.
„–wollte, dass er ihr einen Toast machte, dieser war aber so schlecht, dass sie ihm mit dem Toaster den Schädel zerschlug und sein Gehirn toastete–“
„Was stimmt bloß mit Ihrem Gehirn nicht?“
„– damit ihr niemand auf die Schliche kam, spülte sie den Toaster die Toilette herunter und bestach absolut jeden der sie kannte ihre Ehe zu verheimlichen. Denn in Wahrheit ist sie…“
Der Detektiv setzte sich seine Sonnenbrille wieder auf, drehte sich zur Inspektorin und zog sie erneut dramatisch herunter „…stinkreich“, stieß er hervor.
Inspektorin Brown klatschte sich ihre Hand auf die Stirn. „Sir, Sie können sich diese an den Haaren herbeigezogenen Schlussfolgerungen nicht aus der Nase ziehen und meinen, es sei genug für eine Aufklärungsarbeit“, schnaubte sie verärgert. Langsam fragte sie sich, wer ihm überhaupt gestattete diese Arbeit auszuführen und ihn auch noch dafür bezahlte. Der Detektiv kraulte sich den Bart, der ihm eben gewachsen war und blickte sie ernst an. „Bitte, mein zweiter Name ist genug“, meinte er. „Gäh genug Nuug?“, die Inspektorin glaubte ihm kein Wort.
In dem Moment kam einer der Polizisten zur Tür herein. „Ma’am, wir haben diesen zertrümmerten Toaster in der Toilette gefunden. Jemand versuchte ihn herunter zu spülen. Außerdem gestand ein Nachbar unter Tränen, das Opfer hätte eine Frau, die jeden bestochen hatte diese Tatsache zu verheimlichen, denn sie ist stinkreich.“ Inspektorin Browns linkes Augenlied begann zu zucken, als Meisterdetektiv Gäh Nuug ihr auf die Schulter klopfte und mit den Worten „Wieder einmal ist meine Arbeit getan“ aus dem Haus verschwand, um auch morgen erneut die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
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