Das gewisse Ungewisse
Die Zukunft. Das gewisse Ungewisse. Die Art, wie wir Menschen damit umgehen, es immer und immer wieder überdenken, grenzt an die Perfektionierung eines Kartenhauses. Und doch, sobald es eintritt, ist alles anders als geplant. Ist es nicht faszinierend, dass unser perfekt geplantes Kartenhaus, an dem einige ihr ganzes Leben schon arbeiten, innerhalb von Sekunden über uns zusammenbrechen kann und trotzdem jeder daran festhält? Warum ist das so? Was ist es, das uns so sehr drängt, unsere Zukunft zu planen?
Ist es die Gewissheit, dass der Tod eines Tages eintreten wird? Das dieser Tag schon morgen sein könnte und wir einfach Angst haben, unsere Zeit könnte jeden Augenblick vorbei sein? Aber warum verschwenden wir sie dann mit der Planung des gewissen Ungewissen, das sich Zukunft nennt und uns zwingt, schon lange vor seinem Eintreten jede Falte auf seiner Haut zu kennen? Das erscheint mir beinahe so unmöglich wie der Versuch, die Liebe seines Lebens wieder zu vergessen.
Oder ist es das System, in dem wir leben? Das System, das eine Mutter überzeugen kann, ihr Kind wäre weniger Wert, würde es keine guten Noten schreiben. Das System, das jeden Schmerzensschrei seiner Gefangenen hört und als Antwort die Schmerzmittel verbietet. Denn Gefangene sind wir doch. Träumt nicht fast jeder davon aus seinem Alltag auszubrechen? Sehen nicht viel zu viele den einzigen Ausweg im gewissen Ungewissen des Todes? Dabei gibt es für die Zukunft Anhaltspunkte. Was nach dem Tod passiert, weiß niemand. Wie also haben wir den Punkt erreicht, an dem die totale Ungewissheit für das Gewohnheitstier Mensch einfacher erscheint, als der Druck des Systems ein Kartenhaus mitten im Sturm aufzubauen?
Und wo ist der Zauber der Zukunft verloren gegangen?
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