Das kleine, große Mädchen
Da! Da war er. Der erschreckende Ausdruck in ihren Augen. Nur für einen kurzen Augenblick. Sie schluckte, nahm ihre Schultern zurück, und setzte ihr alltägliches Mrs. Perfekt Lächeln auf. So wie sie das immer tat. Ich konnte ihr förmlich ansehen, wie sie versuchte, sich zusammenzureißen und sich nichts anmerken zu lassen. Das tat mir so sehr im Herzen weh. Die erschreckende Realität holte mich ein, und erinnerte mich daran, dass sie doch erst 10 Jahre alt war. Doch sie benahm sich ganz und gar nicht wie ein Kind, sondern wie eine junge, erwachsene Frau. Eine Frau, die ihre Gefühle versteckt und versucht erwachsen zu sein. Doch war dies in diesem Alter denn überhaupt schon möglich? Anscheinend ja, denn sie redete munter weiter, und tat so, als ob alles in Ordnung wäre. Als ob die letzten zehn Sekunden nie passiert wären. Doch sie wusste, dass sie sich und den Rest der Welt belog. Doch es war ihr egal. Oder sie konnte nicht anders. Ansichtssache! Sie wusste genau wie ich, dass ihr immer nur eine perfekte Welt, eine perfekte Realität versprochen wurde, die aber nicht in Aussicht war. Also blieb ihr keine andere Möglichkeit: Weiterzumachen! Die Welt redet immer nur aber beim tun verzagt sie. Und diese schreckliche Realität schlug ihr wie ein fester Faustschlag mitten ins Gesicht. Oder eher ins Herz. Also bitte, wenn du das liest! Bitte versuche nicht, diese Welt zu verstehen, und zu schnell erwachsen zu werden. Koste die schönen Augenblicke deines jungen Lebens ganz aus. Tanze über Blumenwiesen, und springe in Regenpfützen, oder meinetwegen glaube noch an Einhörner und Feen, aber bitte! Genieß es. Denn vor ein paar Minuten, hast du über mich gelesen, als ich mit 10 Jahren dagesessen bin, und versuchte habe, erwachsen zu werden. . . .
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