Das Labyrinth
Selen öffnete die Augen. Er blickte sich um und entdeckte, dass aus der Waldlichtung, auf der er eingeschlafen war, ein kleiner Raum inmitten von Dornenhecken geworden war.
Verblüfft stand er vorsichtig auf und spähte zu einer Tür hinüber, welche einen Spaltbreit geöffnet war und das warme Sonnenlicht hereinließ. Unentschlossen ging er auf sie zu, um sie aufzuziehen und um einen Blick ins Freie zu erhaschen. Mit einem Knarzen flog die Tür auf und gab den Blick auf eine Mauer aus Rosenhecken mit aberdutzenden Blüten und ebenso vielen Eingängen ins Geäst frei. Selen ging auf die Hecken zu und schlug instinktiv gleich den ersten Weg in die Tiefen des vor ihm liegenden Labyrinthes ein.
Es war zu spät, zu spät, als er realisierte, dass er verloren war. Das Labyrinth um ihn herum schien schier unendlich zu sein. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand, er wusste nicht, wie er in den Raum inmitten des Labyrinths gekommen war oder was er hier tun sollte. Hier inmitten eines wahrscheinlich unendlichen Labyrinths, in welches er in der Hoffnung, einen Ausweg zu finden, gegangen war.
Stunden waren vergangen seit Selens Ankunft im Labyrinth. Er hatte nichts gegessen und nichts getrunken. Seine Gedanken drehten sich im Kreis, als er mit all seiner verbliebenen Kraft weiter die kein Ende nehmenden Gänge entlangtaumelte. Die meisten dieser Gedanken drehten sich darum, dass er sterben würde, nie wieder würde er hinauskommen, kein Ende schien dieses Labyrinth zu haben.
Er stolperte und fiel hin. Er blickte auf und als er sich den Dreck abputzte, realisierte er, dass er wieder an seinem Ausgangspunkt, dem kleinen Raum inmitten des Labyrinths, angekommen war. Er war im Kreis gelaufen. Endloses Grauen überkam ihn.
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