Das Leben als die unbeliebte beste Freundin
„Emilia, geh bitte“, das waren die letzten Worte, die Emilia von ihrer besten Freundin noch hörte, bevor sie sich umbrachte. Sarah und Emilia waren immer schon beste Freundinnen gewesen, Emilia jedoch die beliebte und Sarah immer die Unbeliebte, die immer in Emilias Schatten stand. Alle mochten Emilia, jeder kannte sie, alle wussten ihren Geburtstag, ihren vollen Namen oder sogar auch den Namen ihres Hundes, aber Sarah jedoch, sie war nur als Emilias beste Freundin bekannt. Jedoch war es nie so, als hätte Emilia sie ausgeschlossen, oder schlecht behandelt, sie hat immer versucht Sarah überall einzubauen und mitzunehmen, aber schon als Kind wusste Sarah, dass sie niemand mögen würde. Selbst ihre eigene Mutter mochte ihre beste Freundin mehr als ihre eigene Tochter, Sarah hatte keinen Vater mehr, der verstarb als sie zwölf war in einem Autounfall, er war ihr bester Freund gewesen, sie liebte ihn über alles und wünschte sich immer, er wäre noch bei ihr. Ihre Mutter hatte ein sehr großes Alkoholproblem und ließ ihre Wut dadurch immer an Sarah aus, sie schlug sie, beschimpfte sie, schrie sie an, jedoch wusste niemand, dass das bei ihr zu Hause passierte. Es war zwei Wochen vor Sarahs Geburtstag, Emilia fragte sie schon die ganze Zeit, was sie sich wünsche, doch Sarah antwortete immer nur mit demselben Satz, nämlich, sie vermisse ihren Vater. Emilia hatte immer alles, ohne sich viel Mühe geben zu müssen, sie hat alles in die Grippe gelegt bekommen, Sarah musste sich alles erarbeiten, selbst die Liebe ihrer eigenen Mutter. Emilia beschäftigte Sarah jeden Tag, sie nahm sie mit, wenn sie eingeladen war, sich mit Freunden zu treffen, jedoch war Sarah nie wirklich dabei, sie saß dabei aber wurde nie etwas gefragt, es sei denn es ging um Emilia. Es war traurig, niemanden zu haben, der sich für einen interessierte. Fünf Tage vor Sarahs Geburtstag hatte sie einen heftigen Streit mit ihrer Mutter, sie hatte wieder getrunken und warf Sarah wieder einmal vor, es sei ihre Schuld gewesen, dass ihr Vater tot war. Sarahs Vater starb in einem Autounfall, aber was keiner wusste war, dass er mit Sarah in dem Auto saß, weil sie unbedingt ins Kino gehen wollte und nur sie überlebte. „Ich wünschte du wärst gestorben und nicht dein Vater“, das war die Aussage Sarahs Mutter, heulend lief Sarah die Treppen hinauf in ihr Zimmer und schloss sich dort ein, Emilia, die in ihrem Zimmer auf sie wartete, hatte alles mitbekommen und versuchte sie zu trösten. Nichts half, Sarah wollte das Leben ihrer Mutter erleichtern. Sie hatte schon öfter darüber nachgedacht sich umzubringen, jedoch hatte sie es nie getan, aber jetzt war sie sich sicher, sie hatte eine Rasierklinge im Badezimmer, mit der würde sie sich umbringen, bald würde sie wieder mit ihrem Vater vereint sein. Emilia musste gehen, sie wollte allen diesen Gefallen tun und verschwinden. „Emilia, geh bitte“.
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