Das Liebespaar
Es war ein Ball, ganz himmelblau.
Ein Kreisel fragt' ihn: "Gnäd'ge Frau,
wir liegen hier im grauen Kasten,
wie wär's wenn wir uns mal befassten
mit unsrer Zukunft, haargenau:
Ich möcht' Sie gern zur Ehefrau! "
Der blaue Ball ward puterrot,
doch schwieg er, wie es ihm gebot
sein Ehrgefühl, ererbt vom Ahn:
Er war genäht aus Saffian.
Die Eltern, ein Pantoffel-Paar,
war'n vornehm, wie schon fast nicht wahr.
"Auch ich hab´ schließlich Grund zum Stolz,
ich bin aus Mahagoni-Holz,
vom Bürgermeister selbst gedrechselt,
so hart, dass niemand mich verwechselt",
so fuhr der Kreisel fort zu werben.
Dem Ball war´s fast, als müsst er sterben.
"Sie wissen gut für sich zu sprechen;
jedoch, ich kann mein Wort nicht brechen.
Bin fast verlobt mit einer Schwalbe,
die immer aus dem Nestlein piept -
das heißt gewiss, sie ist verliebt -
und zählt als inn´re Hochzeit, halbe. "
Als anderntags ganz unverdrossen
der Ball ward in die Luft geschossen
von einem kleinen, netten Knaben,
von dem wir nichts vernommen haben,
als dass er der Besitzer war
von beidem Spielzeug, da war klar:
Die Schwalbe hat den Ball erwählt,
mit dieser hat er sich vermählt.
Sie hat ein weiches, warmes Nest,
der Blaue sitzt bei ihr nun fest!
Und unserm Kreisel, außen hart,
bleibt Liebeskummer nicht erspart.
So war schon manches Jahr verstrichen,
doch Kreisels Liebe nicht verblichen.
Die nagelneue Goldglasur,
die brachte neue Fragen nur:
"Ob Taube noch den Ball umgurrte? "
Goldkreisel drehte sich und schnurrte.
Er sprang ein weniges zu hoch -
und landete im Abfall-Loch.
"Bei Kohlstrunk, Müll und Drecksgesindel
ist Goldglasur bald nur noch Schwindel! "
Jedoch, er hatte sich geirrt,
der Ball war nie ins Nest geschwirrt!
Sein Schicksal war nicht warm und weich,
er war schon lang im Kehricht-Reich!
Ein Los für Braut und Hochzeitswerber -
das Leben so ein Spielverderber?
Doch da kam Happy-Endes-Wende:
Sie reichten beide sich die Hände!
Nach rabenschwarzen Wartestunden
hat unser Paar sich doch gefunden:
"Wir sind zwar etwas derangiert,
doch vornehm, treu und kultiviert!
Und unsre Kinder, welcher Stolz,
die werden Saffiani-Holz!
Einmal verliebt, Hals über Kopf,
war Kreisel doch kein armer Tropf!
Das Schicksal war am Ende hold -
Und seine Farbe: Himmelgold! "
Das Gedicht habe ich nach dem gleichnamigen Kunstmärchen von Hans Christian Andersen verfasst, da ich finde, dass der Kreisel sich "Hals über Kopf" verliebt hat, man so etwas oft kritisiert und für töricht hält, es im Märchen aber gut ausgeht, obwohl man den "Helden" zwischendurch sehr belächeln mag.
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