Das richtige Tempo des Lebens
Es war einmal eine Schildkröte, die in einem ruhigen Tal lebte. Sie bewegte sich langsam, doch sie war damit zufrieden. Viele Tiere sagten, sie sei zu ernst und würde mit diesem Tempo vieles verpassen. Aber die Schildkröte meinte: „Ich habe mein eigenes Tempo, und das passt zu mir.“
Eines Tages kam ein Falke vorbeigeflogen. Er war ehrgeizig, schnell und voller Energie. „Dein Tempo ist viel zu langsam!“, rief er. „Ich fliege hoch, erreiche meine Ziele sofort und bekomme Anerkennung. Du bleibst stehen, während ich weiterkomme.“
Die Schildkröte antwortete ruhig: „Tempo ist wichtig, aber nicht alles. Manchmal ist ein langsames Tempo sogar besser, weil man die Dinge genauer versteht.“
Der Falke lachte nur. „Mit so einem Tempo wirst du nie ein Gewinner sein.“
Da schlug die Schildkröte vor: „Dann lass uns einen Vergleich machen. Ein Jahr lang lebt jeder in seinem eigenen Tempo. Danach sehen wir, wer glücklicher ist.“
Der Falke war überzeugt, dass er gewinnen würde. Er jagte durch Wälder, nahm an Wettkämpfen teil und wollte immer der Beste sein. Doch er machte keine Pausen, dachte nicht an seine Gesundheit und vernachlässigte sogar seine Familie. Am Ende war er müde, gestresst und unzufrieden.
Die Schildkröte dagegen lebte langsam weiter. Sie nahm sich Zeit für Freunde, half anderen und freute sich über kleine Dinge. Ihr Tempo war ruhig, aber es machte sie zufrieden und ausgeglichen.
Nach einem Jahr trafen sie sich wieder. Der Falke war erschöpft. „Mein Tempo war schnell“, sagte er, „aber ich habe viel verpasst.“
Die Schildkröte nickte: „Ein langsames Tempo ist keine Schwäche. Geduld und Ruhe bringen oft mehr, als immer nur zu rennen.“
Da verstand der Falke, dass Tempo nicht immer schnell sein muss. Jeder sollte das Tempo wählen, das zu ihm passt.
Am Ende lebten beide weiter: der Falke etwas langsamer, die Schildkröte wie gewohnt ruhig. Und beide wussten nun: Das richtige Tempo liegt irgendwo dazwischen.
Die Moral der Geschichte: Wer zu schnell lebt, übersieht das Wichtige. Wer zu langsam ist, verpasst Chancen. Klug ist, wer sein eigenes Tempo findet.
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