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Das schwarze Herzvon Andrej Haring

Eine Tür öffnet sich und eine bleiche Hand streckt sich dunklem Qualm entgegen. Nachtluft weht den Blick frei auf das belebte Innenleben eines Pubs. Eine andere Hand erscheint von draußen und packt den bleichen Arm. Zwei Blicke treffen sich, einer zögernd der andere ungeduldig. Die Trägerin des ungeduldigen Blicks schüttelt sich los und eilt die Stufen hinab, die in den dichten Qualm führen. Die Tür fällt ins Schloss.

Der Träger des zögernden Blicks, lässt diesen nun über den Nachthimmel schweifen. Eine Sternschnuppe verglüht über ihm.

Adam

Bitte komm zurück.

Nichts passiert. Er atmet tief ein und betritt den Pub.

Am Ende der Stufen steht eine bärtige Türsteherin.

Adam

Wie viel?

Bärtige Türsteherin

(mit sehr tiefer Stimme).

Heute frei.

(und als er nicht weitergeht).

Nur der Eintritt. Getränke wie immer dann. Hast dich schon gefreut, wie?

(lacht)

Er bemüht sich beide Mundwinkel in Richtung Augenbrauen zu ziehen, aber es klappt nur auf einer Seite.

Bärtige Türsteherin

(hört auf zu lachen).

Was grinst du so schief?

Adam

Ich mach mir nichts aus Drinks… Danke für die Auskunft der Herr… Dame… Tut mir leid.

Er duckt sich vorbei in den Qualm. Er stößt gegen mehrere verschwitzte Leiber und schließlich einen Barhocker. Hier an der Bar ist die Sicht klarer. Er stellt sich mit den Füßen auf den Hocker und lässt die Augen von oben über die qualmende Menge schweifen.

Vom benachbarten Platz beobachtet ihn ein Mann mit geschürzten Lippen und nickt. Seine schwarzen Sonnenbrillen sind gerade groß genug um seine Augen zu verdecken.

Kunan

Ist das ein Tick von dir?

Adam

Was? Nein… nein, ich suche nur jemanden.

Kunan

Wär ziemlich lustig, wenn das ein Tick wär. Auf Barhocker klettern. Aber ja, so haben wir eben alle unsere Ticks.

Adam

(abwesend).

Ach, tatsächlich?

Kunan

Ja. Darf ich dich auf ein Bier einladen?

Nirgends ist das bleiche Mädchen zu sehen. Er steigt vom Barhocker und setzt sich neben den Mann mit der Sonnenbrille.

Adam

Auf ein Bier?

Kunan

Natürlich auf kein echtes. Wurde ja rationiert, wie du weißt.

Der Mann mit der Sonnenbrille winkt dem Barmann.

Adam

Ich mach mir nichts aus Drinks.

Kunan

Kunan.

Adam

Adam…

Sie schütteln sich die Hände.

Kunan

Weißt du, als ich so jung war wie du, da gab es hier noch Musik. Jetzt ist alles still.

Adam lauscht der Geräuschkulisse aus Gelächter, Gebrüll und Gläserklirren.

Adam

Also "still"…

Kunan

Ja, natürlich gibt es Lärm. Aber Musik, mein Junge, das ist was anderes. Du musst die Klassiker hören. Punkrock aus den 20ern. Niemand nennt sowas Lärm.

Adam

Ich hab noch nie Musik gehört.

Kunan

Wurde schon lange rationiert.

Der Barman stellt zwei kantige Gläser auf den Tisch. Kunan deutet auf die farblose Flüssigkeit darin.

Kunan

Wiesel.

(Sie stoßen an).

Auf dich, mein Junge.

Adam stürzt das Getränk in drei großen Schlucken.

Kunan

Und?

Adam

Pelzig. Wo finde ich hier jemanden, der nicht gefunden werden will?

Kunan

Unterm schwarzen Herz. Etwas abseits, in die Richtung.

Er winkt in den Qualm hinter sich.

Kunan

Dort handeln die Krämer. Total überteuert, nur weil man die Sachen sonst nirgends kriegt. Einen Freund von mir haben sie richtig abgezockt. Er hatte diesen Tick mit Zahnstochern. Die waren früher billig. Aber irgendwann haben sie auch die rationiert. So wie alles hier…

Adam

Wie Liebe.

Kunan

Ach darum geht es…

Er grinst und zwischen seinen Lippen kommen Zähne wie schwarze Südseeperlen zum Vorschein. Er bemerkt Adams Blick.

Kunan

Ist der Rauch hier. Die Leute rauchen Ruß, das macht sie glücklich.

Adam

(eifrig).

Weil es keine Liebe mehr gibt!

Kunan

Glaub mir, mein Junge. Liebe macht dich nicht glücklich. Es gibt nur eine Sache… Duck dich!

Ein löchriger Regenschirm zieht haarscharf an Adams Kopf vorbei.

Namenloser Schläger

Hey Kunan, deine Kniescheiben sind dran.

(Er betont jedes Wort indem er mit dem Schirm gegen Adams Barhocker schlägt).

Zwei Männer in Lederjacken sind hinter Adam aufgetaucht.

Kunan

Schon gut, darf ich euch auf ein Bier einladen?

Der zweite Schläger packt Adam und schleudert ihn samt Barhocker zu Boden.

Kunan

Wie ihr wollt!

Kunan hebt seinen Barhocker und schwingt ihn durch die Luft.

Kunan

Pass… auf… die… Tür…steherin… Junge!

Adam ist vom Sturz benommen und krabbelt von der Bar weg. Da stellt sich ihm jemand in den Weg. Die bärtige Türsteherin schaut auf ihn herab.

Bärtige Türsteherin

Du machst dir nichts aus Drinks, wie?

Ein lautes Klirren und ein Schrei ertönen. Sie kneift die Augen zusammen und stiert Richtung Bar.

Bärtige Türsteherin

(zu Adam).

Du kommst auch noch dran!

Sie lässt ihn stehen und verschwindet Richtung Kampfgeräusche. Adam torkelt orientierungslos durch den Pub.

Plötzlich sieht er vier hohe Pfeiler, die aus dem Qualm ragen. Dazwischen ist ein schwerer Baldachin gespannt und daran hängt ein großes Plüschherz. Unter Teerflecken schimmert ein dunkles rot.

Adam

(lächelnd).

Es ist nicht ganz schwarz.

Darunter steht ein niedriger Tisch. Rundherum liegen Polster mit türkischem Stickmuster. Auf einem sitzt das blasse Mädchen. Sie hat kleine Eisberge in den Augen. Er lässt sich neben sie nieder.

Elena

Hast du dich endlich entschieden zu kommen?

Adam

Ich… ich bin im Moment nicht klar im Kopf.

ELENA

(hebt eine Augenbraue).

Du hast getrunken.

Adam

…Nein. Ich war darüber noch nie klar im Kopf.

Elena

(verschränkt die Arme).

Wenn du einen Rückzieher machst, verlieb ich mich alleine.

Adam

Man kann sich gar nicht allein verlieben.

Elena

(eine Spur zärtlicher).

Und das will ich auch gar nicht. Du weißt doch was ich mir wünsche. Ich dachte wir wären uns einig.

Adam

Ist eine große Sache. Ich weiß nicht ob Liebe uns glücklich macht.

Eine Stimme ertönt, weich wie das Fell einer Perserkatze, die dabei ist etwas Niedliches zu schlucken.

Buntan

Das kann ich euch allerdings auch nicht versprechen.

Adam mustert die Gestalt die bis jetzt unbewegt, rauchend unter dem Baldachin gesessen hat. Sie ist von oben bis unten in schwarzes Tuch gehüllt, das Gesicht bedeckt eine schwarze Maske mit Hörnern.

Adam

Krämer?

Buntan

Richtig, Buntan der Krämer. Ich habe alles im Repertoire, Glück ist auch dabei! Soll es noch etwas von dem Ruß sein?

Er hebt dabei die Hand mit einem langem Schlauch und aus einer Öffnung in der Maske strömt dichter Qualm.

Elena

Nein danke, davon hab ich schon genug.

Adam

Du hast geraucht?

Buntan nickt.

Buntan

Richtig, Elena und ich haben uns die Zeit vertrieben und auf dich gewartet. Andauernd redet sie davon wie gut ihr zusammenpassen würdet, doch jetzt wo ich dich sehe bin ich fast schon enttäuscht.

Elena

Er ist gekommen, das ist die Hauptsache.

Buntan

(nachdenklich).

Ja, aber er scheint fast ein wenig Angst zu haben.

Adam

Ich war in einen Kampf verwickelt.

Buntan

Tatsächlich?

Erneut strömt schwarzer Qualm aus der  Maskenöffnung.

Buntan

Das ist aber schlecht. Kämpfe mag die Türsteherin gar nicht. Schlechte Laune bekommen stets wir Krämer und unsere Kunden zu spüren. Sie hasst diese Art Handel. Also beeilen wir uns!

Elena

(zu Adam).

Ich hab ihm schon gesagt, was wir kaufen.

Buntan

Liebe ist schwer zu bekommen, seit die Institution beschlossen hat, sie abzufüllen und zu rationieren. Und speziell nach dem Krieg… das wird nicht billig.

Elena

Wir haben das Geld.

Adam

(schaut sie eindringlich an).

Was ist wenn es nicht wird wie erwartet?

Buntan

(Seine weiche Stimme wird noch weicher).

Die Liebe… Manchmal macht sie sehr glücklich. Manchmal verzweifelt man daran. So genau, weiß man das im Vorhinein nie.

(Er nimmt wieder einen Zug aus dem Schlauch).

Die Frage ist, wagst du es?

Er stellt ein kleines Fläschchen mit dichtbeschriebenem Etikett auf den Tisch. Adam und Elena betrachten den Inhalt.

Adam

Ich hab es mir irgendwie roter vorgestellt.

Elena

Die ist ja abgelaufen.

Im einiger Entfernung taucht ein massiger Schatten auf.

Buntan

(hebt beschwichtigend die Hand).

Keine Sorge… Liebe ist wie Schokolade, die läuft nicht ab.

Elena

Überzeugt.

Sie holt einen Geldbeutel hervor und legt ihn auf den Tisch. Adam beobachtet unruhig, den Schatten, der klar wird und zur bärtigen Türsteherin anwächst.

Buntan

Und du kampferprobter Adam?

Adam legt ebenfalls einen Geldbeutel auf den Tisch. Buntan nimmt das Geld und öffnet die Flasche. Die bärtige Türsteherin schaut mit zusammengekniffenen Augen in Richtung des schwarzen Herz.

Buntan

Hier, bittesehr.

(Er schenkt zwei daumengroße Gläser voll).

Mit Bedacht genießen. Oder besser schnell, da kommt die Türsteherin. Hat mich gefreut Elena.

Kurz bevor die Türsteherin das schwarze Herz erreicht, erhebt sich Buntan raschelnd und lässt den Schlauch fallen. Unkontrolliert stößt dieser Ruß aus und hüllt den Baldachin in dichten Qualm. Darin strahlen Elenas Augen wie kleine blaue Sonnen.

Elena

Auf unsere Liebe.

Sie stoßen an; trinken.

Elena

Und?

Adam

Pelzig.

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