Das Tempo
Märchen über Tempo (Taschentuch)
Es war einmal vor langer, langer Zeit ein mächtiger und einflussreicher König.
Eines Tages verspürte er ein unangenehmes Kitzeln in seiner königlichen Nase und rief laut nach einem Tempo, denn er brauchte dringend ein Taschentuch.
Doch es gab ein Problem: Das einzige Tempo im ganzen Reich lebte in einem kleinen, abgelegenen Häuschen am Rande eines tiefen Waldes. Niemand wagte sich dorthin, denn der Weg war voller Gefahren.
Da befahl der König seinem treuen Ritter Julius von Spalt, das Tempo zu holen und wohlbehalten zum Palast zu bringen. Mutig machte sich Julius auf den Weg. Er durchquerte dunkle Wälder, bezwang wilde Tiere und half freundlichen Menschen, die ihn um Beistand baten. Überall sammelte er Geschichten und Erlebnisse, die ihn stärker und weiser machten.
Nach vielen Prüfungen erreichte er schließlich das kleine Haus im Wald. Dort überredete er das Tempo freundlich, ihn zum König zu begleiten. Gemeinsam kehrten sie in den Palast zurück. Der König war hocherfreut, denn endlich konnte er seine königliche Nase schnäuzen. Aus Dankbarkeit belohnte er Julius reichlich mit Gold und Silber.
Viele Jahre später erzählte Julius seinem Enkel von dieser ungewöhnlichen Reise und einem seiner Abenteuer:
„Eines Abends“, begann er, „wollte ich mein Nachtlager unter einem großen Baum aufschlagen. Doch plötzlich begann der Baum sich zu bewegen! Vor Schreck rannte ich davon. Als ich nach einer Weile zurückkehrte, waren meine Sachen verschwunden. Verwirrt suchte ich überall, doch mein Gepäck blieb unauffindbar.
Schließlich entdeckte ich eine Höhle. Ich vermutete, dass vielleicht ein Tier meine Sachen dorthin geschleppt hatte, und ging hinein. Zuerst war es stockfinster, doch nach einer Weile gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit, und ich sah ein schwaches Licht in der Ferne. Ich folgte ihm vorsichtig – und plötzlich stand ich in einer Höhle, die von vielen Fackeln erhellt war.
Ich hielt den Atem an und lauschte. Bald hörte ich Stimmen, die aus einem Gang am Ende der Höhle drangen. Leise schlich ich näher und erblickte eine Gruppe von Trollen, die sich um einen Tisch versammelt hatten. Zu meinem Entsetzen sah ich neben ihnen mein Gepäck liegen!
Schnell und lautlos schlich ich mich heran, griff meine Sachen und rannte so schnell ich konnte wieder hinaus. Draußen atmete ich erleichtert auf, nahm all meinen Mut zusammen und setzte meinen Weg zum Tempo fort.“
Der Enkel hörte gebannt zu und schrieb die Geschichte sofort auf, damit sie nicht verloren ging.
Als der König davon erfuhr und begriff, welch große Mühen und Gefahren Julius für ein einziges Tempo auf sich genommen hatte, schenkte er Julius’ Familie und allen Nachkommen so viel Gold, dass sie bis an ihr Lebensende glücklich und zufrieden leben konnten.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
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