Das Tempo des Herzens
Alles begann mit Ana, als sie durch die Straßen rannte. Ihr Herz schlug schnell. Sie war zu spät und auf dem Weg zum Chor. Nur ein einziger Gedanke kreiste in ihrem Kopf – Alex, der Junge mit dem schönen Lächeln und den braunen Augen. Er war meist ruhig, egal wie hektisch die Welt um ihn herum war.
Sie kam an, ihre Haare zerzaust. Kurz vor der Tür blieben sie noch stehen, atmete tief ein und aus, richtete ihre Haare und betrat dann die Halle. Dort saß er nun am Klavier und spielte eine sanfte Melodie, die fast wie ein Schlaflied klang. Sie setzte sich neben ihn und spürte, wie sich das Tempo ihres Herzschlags beruhigte.
Er sah sie mit seinem schönen Lächeln an und sagte „Du bist zu spät.“ Sie lachte zurück: „Ich weiß, ich bin sogar gerannt“ Er grinste und meinte: „Du hast immer so ein hektisches Tempo. Ich hingegen mag es langsam.“
Da wurde Ana klar, dass sie unterschiedlich waren. Sie – immer gestresst, voller Eile. Alex – ruhig, bedacht, ein Mensch, der sich Zeit ließ und alles rechtzeitig plante. Doch genau das gefiel ihr an ihm.
Am Ende des Chorunterrichts mussten die beiden ein Lied zusammen einstudieren. Es wechselte ständig zwischen schnellen und langsamen Versen. Der Chorleiter sagte: „Passt auf das Tempo auf – findet den richtigen Rhythmus.“ Als Ana diese Worte hörte, dachte sie sofort an sich und Alex.
Nach dem Chor gingen sie zusammen nach Hause. Erst war es still zwischen ihnen, bis Alex sie fragte: „Lena, warum bist du immer so hektisch unterwegs?“ Sie antwortete: „Ich habe Angst, etwas zu verpassen. Oft mache ich mir selbst Stress, vielleicht hilft mir dieses ständige Tempo, glücklich zu bleiben.“ Er sah sie an und sagte ruhig: „Oft ist das Glück genau da, wo man stehen bleibt.“
Ihre Schritte wurden langsamer. Die Nervosität, die gerade noch in ihr pochte, verschwand. Sie spürte, wie ihr Herz sich mit seiner Wärme füllte – als würde sich ihr Tempo an seines anpassen, so wie es der Chorleiter gesagt hatte.
Sie setzten sich auf eine Bank. Der kalte Winterwind wehte durch die Bäume. Es war so still, dass Lena ihren eigenen Herzschlag hörte. Zum ersten Mal war sie nicht unter Stress. Ihr Herz schlug ruhig und angenehm.
Im nächsten Moment nahm Alex ihre Hand und sagte: „Ich glaube, wir haben unser Tempo gefunden.“ Ana wurde rot, wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie nickte, stimmte ihm zu und flüsterte: „Ja, du hattest recht – das Stehenbleiben hilft wirklich“.
Beide gingen nach Hause und dachten nur an das Gespräch – und aneinander. Ana legte sich ins Bett und konnte nicht aufhören, an ihn zu denken. Genauso ging es Alex. Beide konnten es kaum erwarten, sich wiederzusehen.
Am nächsten Tag trafen sie sich zufällig wieder, als Alex gerade den Laden seines Vaters zusperrte. Ana begrüßte ihn, und sofort schlug ihr Herz wieder ruhig und sanft. In seinen Händen hielt er einen Blumenstrauß. „Für wen sind die?“, fragte sie neugierig. „Für dich. Ich wollte dich überraschen“, sagte er lächelnd.
Voller Freude nahm sie die Blumen entgegen – und küsste ihn.
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