Das waren WIR
Die Zeit läuft nicht, sie rennt.
Vor zwei Tagen war noch zweitausendundsiebzehn und jetzt ist zweitausendundvierundzwanzig fast vergangen.
Doch wo sind wir?
Jeden Morgen nach dem Erwachen schauen wir in den Spiegel.
Doch wer ist da?
Wir? . . . Nein.
Jeden Morgen schauen wir in den Spiegel, doch wo haben wir uns verloren?
Zweitausendundsiebzehn, achtzehn, neunzehn, zwanzig, einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, vierundzwanzig?
Nur noch eine Hülle unseres Selbst.
Was wäre wenn? Die Frage brennt, wie die salzigen Tränen auf unseren Wangen.
Wir blicken in den Spiegel, aber nichts ist zu sehen.
Doch wo sind wir?
Unsere Seele zersprungen und verteilt wie das Glas des Spiegels, den wir zerschlagen haben.
Ein Blick auf die Hand und einen geradeaus.
Eine Hülle, ohne uns Selbst.
Doch wo sind wir?
Unser Leben hat viele Facetten.
An manche erinnern wir uns gerne.
Die anderen haben uns so zerstört, dass wir sie verdrängt haben.
Das sind wir.
Alle Augenblicke unseres Lebens machen uns aus.
Blicken wir in die Vergangenheit.
Was finden wir da?
Sind das wir?
Aber warum sind wir jetzt so anders?
Damals standen wir in der Fülle des Lebens.
Es gab nichts Besseres.
Aber jetzt sitzen wir hier und fragen uns.
Sind das wir?
Was macht uns aus?
Unsere Vergangenheit, Taten, Worte, Augenblicke, Alles?
Blicke ich zurück, liege ich auf einer Decke.
Meine Füße gleiten durch den warmen Sand, der von der Sonne erhitzt wurde.
Ich streiche den Sand mit meinen Füßen zur Seite und buddel ein kleines Loch.
Ich lege sie hinein, dort ist es kühl.
Neben mir höre ich ein Schnarchen und bekomme eine Idee.
Mit einer Spielzeugteekanne hole ich Wasser aus dem Meer und kippe es über seine Füße.
Er hat mich geschnappt und gekitzelt, bis ich vor Lachen nicht mehr konnte.
Diese strahlenden Augen.
Ich blicke in die Zukunft.
Ich werde sie nie mehr sehen.
Das sind nicht mehr wir.
Jetzt bin es nur noch ich.
Und alles macht mich aus.
Unsere Körper sind vergänglich, doch unser Leben nicht.
Die Augenblicke, die wir mit anderen teilen, machen uns unvergesslich.
Jetzt bin es nur noch ich.
Mit den Erinnerungen an dich.
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