Der alles entscheidende Ton
piep … piep … piep … Diesen Ton nahm ich deutlich wahr. Andere würden ihn als nervtötend beschreiben, doch für mich bedeutet er viel mehr, wenn ich ihn nicht mehr hören würde, bräche eine Welt für mich zusammen. … piep … Denn dieser Ton bedeutet für mich LEBEN.
Sie liegt da, so müde, fast leblos, ich hindere mich selbst daran sie zu berühren, sie zu streicheln. Ich habe große Angst, Angst sie zu verletzen. Es scheint so, als ob ich sie mit einer Berührung schwächen könnte, beinahe vernichten. … piep …
Seit meiner Existenz war sie immer für mich da, doch jetzt bin ich die Einzige, die für sie da ist.
Sie sieht anders aus.
Früher strotzte ihr Blick nur vor Leben, ihre Hände wirkten so kraftvoll, als könnte sie die ganze Welt aus den Angeln heben, wenn sie wollte. … piep … Ihr Haar war immer gepflegt und zu einem lockeren Zopf zusammengebunden, außerdem roch sie nach Natur, Freiheit und ein kleines bisschen nach Zimt. … piep . . . Aber jetzt ruht sie ausgelaugt in einem Bett, mit ausdruckslosem, bleichem Gesicht. Ihre Arme fanden kraftlos ihren Platz entlang ihres Körpers. Das Haar lag nun offen und fettig glänzend auf ihren Schultern. Ich liebte es, wenn sie mich umarmte, … piep … ihren Geruch einzuatmen und dieses Gefühl, … piep … das sich dabei immer in mir ausbreitete, das sagte, ich werde immer bei dir sein, um dich zu schützen und zu unterstützen.
Sie war eine starke Frau, aber nun traue ich mich nicht einmal mehr sie mit der Fingerspitze vorsichtig zu berühren. Sie wirkt so verletzlich wie nie zuvor, aber sie wird es schaffen, ich weiß es, ich wünsche es mir so sehr. Sie ist eine Kämpferin, schon immer gewesen.
Was soll das eigentlich? Warum sie? … piep … Warum jetzt? WARUM?
Der Unfallverursacher, der verabscheuende Säufer, … piep … der hat keine einzige Verletzung durch den Unfall erlitten. Gar nichts! Der wird in seiner Kneipe lustig weiter ein Bier nach dem anderen hinunterleeren. Ich benutze das Wort „hassen“ sehr ungern, … piep … aber dieses Arschloch verdient es gehasst zu werden.
Sie konnte gar nichts dafür! Sie war nicht alkoholisiert am Lenkrad, sie ist nicht mit 130 km/h in die Kurve gefahren und ist dabei auch nicht in ein anderes Auto gecrasht das dadurch einen steilen Hang über die Leitplanken hinaus abstürzte, aber sie ist es wohl, … piep … die jetzt auf der Intensivstation liegt, versehen mit unzähligen Schläuchen, die von verschiedensten Körperstellen wegführen.
…piep… piep … Was …. piep … ist …piep … jetzt … piep … los? … piep … Warum … piep … sind …piep … hier … piep … überall … piep … Ärzte? … piep …
… … … … … … … …
„Mama? !“
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