Der Alltag hat kein Ende
Jeden Tag erlebte er dasselbe. Er stand auf, machte sich fertig, frühstückte und ging zur Arbeit. Jeden Tag zog er die gleiche Kleidung an, aß das exakt gleiche wie am Vortag und führte, wie ihm vorkam, auch immer die gleichen endlosen Gespräche. Alles wiederholte sich Tag für Tag, wie in einem schlechten Film, wo der Charakter in einer endlosen Zeitschleife gefangen war und erst dann entkam, wenn dieser sein Leben oder seine Persönlichkeit komplett umkrempelte. Doch er wollte sich nicht ändern, er hätte auch nicht gewusst, was er hätte ändern sollen. Dennoch wollte er entkommen, ohne dass ihm klar geworden wäre, dass er sich nur noch mehr in seiner endlosen Zeitschleife verfing. Da er sich nur mehr reinsteigerte in seine Probleme. Alles in seinem Leben war eintönig und es würde sich nie wieder ändern, wenn er wie der Charakter des Films, nicht sein Leben umgestaltete. Doch nur er wusste, ob er dies schaffen würde. Höchstwahrscheinlich nicht, denn aus seiner Sicht erlebte er denselben Tag immer wieder. Er war so in seinem Teufelskreis gefangen, dass er nicht verstand, dass sich der Tag nicht wiederholte. Wenn er einen einzigen Kalender in seiner Wohnung gehabt hätte, dann wüsste er, dass jeder Morgen ein neuer war. Es war seine Lebensweise, die die Illusion der Endlosschleife erzeugte. Kein Gott hatte ihn verflucht, er hatte sich selbst verflucht. Er machte aus Routine und möglicherweise auch Angst jeden Tag dasselbe. Sprach über die gleichen Dinge mit den gleichen Leuten, die sonst eigentlich etwas anderes gesagt hätten. Sie hätten wohl seinen miserablen geistlichen Gesundheitszustand angesprochen und ihm geraten einen Therapeuten zu suchen, der ihn aus seiner Schleife hätte befreien können. Doch so nahm seine endlose Alltagsschleife kein Ende. Dieses jähe Ende, dass er sich so herbeisehnte, würde diese Schleife wahrscheinlich erst finden, wenn er starb.
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