Der Augenblick zwischen Leben und Tod
Er wusste nicht, wie dies passieren konnte, wie er in diese Position gelangt ist. Der ganze Moment war ein wirres, verschwommenes Durcheinander. Das Quietschen der Autorreifen auf der nassen Fahrbahn, dröhnte in seinen Ohren. Das Aufblitzen der Scheinwerfer anderer Autos im Rückspiegel, war alles, was er noch wahrnahm und dann das Gefühl eines Aufpralles. Er konnte sich noch daran erinnern, wie der Sicherheitsgürtel sich in seine Brust eingegraben hatte, während das Auto ins Schleudern kam, der Schmerz kam ihm vor, als würde eine Raubkatze ihre Krallen tief in seine Haut bohren. Und dann nichts. Stille.
Der Junge Mann verlor das Bewusstsein. Alles wurde für einen Augenblick schwarz, seine Gedanken verschwammen hinein in eine Welt aus traumhaften Erinnerungen aus seiner Vergangenheit. Es kam ihm so wie eine Video-Kassette vor, die nur von allen seinen schönsten Erinnerungen handelt. Er sah sich selbst als Kind auf dem Sommerfest seiner Heimatstadt. Das Lachen seiner Eltern im Hintergrund, während er mit seinen Freunden durch ein buntes Karussell lief. Der Geruch von Zuckerwatte und frisch gemachten Popcorn lag in der Luft. Es fühlte sich alles so lebendig und real an, als würde er wieder einer kleiner Junge sein der keinerlei Probleme im Leben hat.
Der verstörende und angsterfüllte Ruf einer jungen Dame, welche aus allen Richtungen kam, ließ ihn für kurze Zeit zusammenzucken. Doch eben so schnell wie der Schrei ihn aus den Gedanken riss, befand er sich genauso so schnell in einer anderen Erinnerung. Er stand an der Seite seines Großvaters, der ihn beim Angeln lehrte. Sie saßen stundenlang schweigend in dem alten Boot seinen Opas, während die Sonne langsam unterging. In dieser Stille hatte er sich zum ersten Mal im Leben verbunden mit der Natur gefühlt, aber tief im Hintergrund seiner Gedanken spürte er, dass dies alles nicht real sein kann, obwohl er auch klar und deutlich die frische Brise des Meeres auf seiner Haut zu spüren glaubte.
Doch ebenso schnell wie diese friedlichen Momente kamen, verschwanden sie wieder, wie zerbrechliche Seifenblasen, die im Wind zerplatzten. Den diesmal war es kein Schrei, sondern die Sirenen mehrerer Einsatzkräfte in seiner unmittelbaren Umgebung, die ihn aus seinen Gedanken riss.
Wiedermal wurde seine Umgebung für den Bruchteil einer Sekunde schwarz als hätte er sich in einer dunklen Gasse verlaufen. Ein dumpfes Klicken erklang in der Ferne, es hörte sich so an, als würde eine Kassette zurückgespult werden. Sein Leben zog wie ein Film an ihm vorbei. Die Erinnerungen spielten sich erneut in seinem Kopf ab, doch diesmal war es anders. Alles ging viel schneller und er durchlebte nicht nur gute Erinnerungen sondern auch sehr schmerzhafte.
Dann spürte er, dass sein Bewusstsein immer schwächer wurde, die Kassette wurde immer langsamer, bis sie endgültig aufhörte zu drehen. Alles wurde für ein letztes Mal schwarz.
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