Der aussichtslose Weg
Jedes kleine Mädchen träumt von einem perfekten Leben, wie im Märchen. Wir träumen davon, dass wir eines Tages einen Prinzen heiraten, in einem Schloss wohnen und von einer perfekten Welt umgeben sind. Eine Welt, in der jeder selbstbewusst durchs Leben geht, eine Welt, in der jeder Wunsch erfüllt wird, eine Welt, in der es keine armen und reichen, keine schönen und hässlichen, keine dünnen und dicken und keine guten und bösen Menschen gibt, sondern jeder perfekt ist. Eine Welt ohne Krieg, ohne Krankheit, ohne Hunger und Armut. Eine Welt, in der alles glücklich und schön ist. Eine perfekte Welt ohne Probleme.
Doch das ist nicht das wahre Leben, denn die Realität sieht ganz anders aus. Immer wieder habe ich mich gefragt, worin der Sinn des Lebens besteht. Doch ich habe nie eine Antwort auf diese Frage erhalten. Aufgefallen ist mir nur, dass es immer darauf ankommt, wie man Geschichten erzählt. Man kann sie schönreden, und am Ende noch ein „Happy End“ drauf packen. Aber wisst ihr was? ! Jeder Mensch hat Probleme. Manche haben kleine, manche große, die einen ritzen sich, um Aufmerksamkeit zu bekommen, die anderen, weil sie nicht mehr weiter wissen. Und dann gibt es Menschen, die ihre Problemchen gleich mit der ganzen Welt teilen, und es gibt jene, die es einfach für sich behalten, weil sie gelernt haben, wie es ist, Schmerzen zu ertragen.
Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht, mich in meine eigene Welt zurückzuziehen mitsamt meinen Wünschen und Sorgen. Die meisten Menschen haben die Wahl, ob sie leben oder sterben wollen. Und ich kann euch nur sagen, wenn ich die Wahl hätte, würde ich leben wollen und meine Welt erforschen, aber nicht jeder hat das Glück so eine Wahl treffen zu dürfen. Ihr fragt euch jetzt bestimmt, was ich damit meine. . . Am besten ich beginne am Anfang. Also erzähle ich euch jetzt meine Geschichte!
Mein Name ist unwichtig, nennt mich einfach „Pugnator“ – die Kämpferin. Ich war einmal ein ganz normales Mädchen, das Wünsche und Träume hatte, die Vorstellung von einem perfekten Leben hat mich immer glücklich gemacht. Ich habe nie zu jenen gehört, die schnell Freundschaften geschlossen haben, da ich sehr schüchtern bin. Im Unterricht gehörte ich immer zu den Braven. Ich war ein sehr aufgewecktes Kind, ständig draußen. Meine Mutter sagte immer zu mir, ich sei ihr Engel. Ich gehörte zu jenen Kindern, die ihr Leben in vollsten Zügen genossen, es gab einfach nichts, womit man mir den Tag verderben konnte. Und dann kam ich zu dem Punkt, an dem sich mein Leben für immer veränderte.
Es war an meinem 12. Geburtstag, einem Dienstag im Juni. Meine Mutter holte mich von der Schule ab, wir wollten Chinesisch essen gehen. Wir fuhren gerade auf der Autobahn, als der Lieblingssong meiner Mutter im Radio lief: „Tears in heaven“. Sie drehte das Autoradio auf 100 und so hörten wir das Hupen des LKWs hinter uns nicht, der mit herannahender Geschwindigkeit auf uns zuraste. Das Letzte, das ich sehen konnte, waren die weit aufgerissenen Augen meiner Mutter.
(Fortsetzung folgt)
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