Der Doppelmörder
Das Telefon schrillte. Ich nahm ab. Eine aufgeregte Frauenstimme meldete sich: „ Spricht da die Polizei?“ „ Ja! Wo brennt´s denn?“ fragte ich. „Wenn es brennen würde, hätte ich die Feuerwehr angerufen. Es ist aber mein Chef ermordet worden. Bei so etwas ruft man doch die Polizei, oder nicht?“ antwortete die Frauenstimme scharf. Ich zuckte bei ihrem Tonfall zusammen: „Ja, natürlich, verzeihen Sie!“
Kurz darauf traf ich am Tatort, einem Geschäftslokal, ein.
Eine hübsche junge Frau empfing mich „Haben Sie angerufen?“ fragte ich. „Ja“ sagte sie und musterte mich kalt. „Ich muss den Tatort untersuchen.“ sagte ich sachlich. „Sonst finden Sie den Mörder wohl nicht.“ bemerkte sie spitz und sah mich herausfordernd an. Ich nickte nur. „Wer sind Sie?“ fragte ich. Die Frau seufzte: „Ihre erste Tatverdächtige vermutlich. Ich heiße Susi Meyer, bin 18 Jahre alt und reinige das Geschäft.“ Sie machte eine Pause. „Und weiter?“ fragte ich. „Nun ja, es ist kein Geheimnis, dass ich Herrn Bauer nicht gemocht habe. Außerdem bin ich knapp bei Kasse“, erzählte sie leise. „Hat der Mörder etwas gestohlen?“ fragte ich. „Ja, 11. 000 € fehlen“, antwortete Susi. „Hatte Ihr Chef Feinde?“ fragte ich. „Seinen Sohn Markus. Er hasst seinen Vater seit der Scheidung von seiner Mutter.“
Als Markus eintraf, war er weder betroffen noch ängstlich. „Hallo, Markus Bauer“, begrüßte er mich. „Hallo. Sie sind tatverdächtig, Ihren Vater ermordet zu haben.“ „Weiß ich!“ gab er frech zurück, „ Aber wer würde bitte seinen eigenen Vater ermorden?“ Während des Gesprächs mit Markus sah ich aus dem Augenwinkel, wie Susi mich eingehend musterte. Nach der Vernehmung kam sie zu mir: „Wie lange machen Sie diesen Job schon?“ – „Nicht lange. Das ist mein erster Einsatz als Ermittler. Warum?“ fragte ich lächelnd. „Nur so; hat mich einfach interessiert“, sagte Susi und wurde rot.
Ich ließ die beiden Verdächtigen auf das Kommissariat bringen. Ich blieb noch am Tatort. Da fiel mir auf, dass der Tresor nicht aufgebrochen worden war. Demnach musste also mit dem Code geöffnet worden sein. Mein Blick blieb an ein paar Handschuhen haften, die vor dem Tresor lagen. Ich nahm sie in die Hand. Auf einem stand fein säuberlich: Markus Bauer. Ich hatte den Täter.
Als ich auf die Polizeistation kam, machten meine Kollegen Dienstschluss. Ich ließ sie gehen.
Dann sagte ich zu Markus: „Sie sind aufgeflogen!“ Der zog eine Pistole aus seiner Jacke hervor und schoss sofort. In diesem Moment warf sich Susi vor mich. Die Kugel traf sie und sie stürzte zu Boden. Markus war so überrascht, dass er die Pistole fallen ließ. Ich schlug ihn nieder und hastete zu Susi. Sie lebte noch. „Susi! Warum hast du das getan?“ fragte ich verzweifelt. „Weil er dich getötet hätte. Ich habe mich verliebt in Dich - Hals über Kopf.“ Sie schloss die Augen. Ihr Atem ging stoßweise. „Susi!“ rief ich, doch es war zu spät. Sie war tot. Eine schreckliche Leere erfüllt mich und erst jetzt wurde mir klar: Auch ich hatte sie geliebt.
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