Der Druck FÜR die Zukunft
Spätestens im Deutschunterricht lernt jede Person, dass die Zukunft jene Zeit ist, die nach der Gegenwart, nach dem Jetzt, kommt. Aber das stimmt nicht für jede Sprache: (Ki-) Suaheli besitzt keine Zukunft. Nur das Hier und Jetzt.
Im Leben lernen wir, uns auf die Zukunft vorzubereiten. Es geht immer um die Zukunft. Im Kindergarten fängt es an mit dem Gerede über die Schule.
In der Volksschule wird man auf die nächste Schule vorbereitet und spätestens ab der dritten Klasse gibt es einen riesigen Druck auf die Noten. Will man ins Gymnasium, braucht man alles Einser. Wer das nicht schafft, landet in der neuen Mittelschule und hat vier Jahre später noch einmal die Chance auf die Matura. Wenn das auch nicht klappt oder das nicht gewünscht ist, fängt man an zu arbeiten. Mit fünfzehn beginnt die Lehre, welche für die nächsten vier Jahre meist schlecht bezahlt stattfindet. Dann hat man die Ausbildung für den Job, welchen man bis zur Pension ausführt.
Im Gymnasium angekommen, geht es um die Oberstufe. Alles was gelernt wird, ist die Vorbereitung. „In der Oberstufe werdet ihr das brauchen.“ Wer nicht mitkommt, muss wiederholen.
In der Oberstufe denken alle Schüler und Schülerinnen sie hätten es geschafft. Eltern meinen, die Matura werde doch gar nicht so schwer. „Ihr seid erst in der fünften Klasse. Ihr habt noch Zeit. Dieses Jahr werde ich das Wort Matura noch nicht einmal in den Mund nehmen.“, sagen die Lehrpersonen. Doch der Druck steigt an. Keine acht Wochen später: „Das ist maturarelevant!“
In der sechsten Klasse ist plötzlich alles maturarelevant. Was es nicht ist, wird ausgelassen. Bevor man überhaupt zweimal Blinken kann, heißt es dann schon 7a statt 6a. Es geht los mit der VWA. Lehrpersonen müssen möglichst schnell um Unterschriften gefragt, Themenbereiche beschlossen und ein Zettel abgegeben werden. „Das Rennen hat begonnen!“
Der Druck steigt, es geht um den Rest deines Lebens. In der Sprache (Ki-) Suaheli gibt es keine Zukunft. Es geht um das Hier und Jetzt. Das bringt natürlich einige Nachteile im Sinne der Entwicklung mit sich, aber könnten wir uns nicht vielleicht trotzdem etwas abschauen? In unserer Gesellschaft geht es immer um das was kommen wird. Nach der Matura kommt das Studium. Dann das Arbeiten. Verdient man genug um sich die Rente leisten zu können? Wenn nicht, was kann man sonst tun, wie viel mehr kann man Arbeiten?
Wenn wir mehr im Hier und Jetzt leben würden, wäre die Zukunft wieder etwas Besonderes, etwas Bezauberndes. Das Hier und Jetzt bekäme auch wieder mehr Aufmerksamkeit. Wir verbringen unser Leben damit, uns auf unsere Zukunft vorzubereiten. Dabei verliert die Zukunft ihren Zauber. Das Hier und Jetzt gerät in Vergessenheit. Sollten wir daran nicht etwas ändern?
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