Der Durchbruch oder: Ich trifft auf Sie
Wie soll ich anfangen? Darf ich überhaupt?
Finger fangt schon mal an, ohne mich zu tippen.
Meine Mutter sagt ich habe ein Kommunikationsproblem. Ich glaube, das liegt daran, dass ich von Leuten so denke, wie von Buchcharakteren, ich muss nur weiterlesen, abwarten, oder für sie eine neue Geschichte erfinden und das nenne ich dann Interaktion. So finde ich meine Treffen mit Freunden, die ich in meiner Vorstellung habe, oft viel befriedigender als die echten. Ich habe nur eine Freundin.
In meinen Träumen gibt es meistens einen Erzähler, in meinen Tagträumen auch sehr beliebt: Die Interviewsituation.
Reporter: " Was hat dich in deinem Leben am meisten inspiriert. "
Ich: "Ich und Bekannte von mir. "
Reporter: " Warum machen Sie immer so selbstreflexive arbeiten. "
Ich: "Ich schau den ganzen Tag nur in den Spiegel, wenn ich dann zum Schreiben komme, mache ich das einfach weiter so. "
Ich kann auch gut Monolog vor Zuhörerschar. Ich fühle mich dann wie in einem dieser Hollywood feel-good Filmen, in denen es darum geht, dass der Haupt-Charakter am Ende die Interviewer mit seinen genialen Selbstdarstellungskünsten von sich überzeugt.
Wenn ich zum Beispiel euch als Jury jetzt vor mir sehe. Dunkler Raum, Scheinwerfer auf mir, die ich in einem Kartoffelsack versteckt bin, dann mich umständlich daraus befreie, schreiend, weil irgendwelche Insekten mit mir im Sack waren. Dann stehe ich vor euch, merke auf einmal, dass ich nackt bin. Es gibt einen Notausgang, doch ich entscheide mich dagegen, vor euch wegzurennen. Öffne den Mund ein idiot-savant, der mit seiner Zunge denkt und erzähle:
"Jeden Tag ging ich direkt. Doch heute raste ich Hals über Kopf meinen Körper schleudernd, um sie abzuholen. Ich hätte mich das nie getraut, wäre ich nicht so wütend gewesen, dass meine Mutter mich aus der Wohnung geschmissen hatte. Ich brauchte einen Ausgleich. Ich klingelte die Vibration des Tons erschreckte meine Knochen. Sie kam und wir lächelten uns an. Ich versuchte mein Gesicht zu beruhigen wie einen aufgeregten Welpen. Sie hörte ebenfalls nicht auf zu Lächeln. Ich fühlte mich so, als hätte ich mein Leben gesetzt und den Jackpot geknackt. Wir sagten nichts. Kein Kommunikationsproblem. "
Unsicheres Lächeln, quietschige Stimme, ein Blick zu euch: "Und überzeugt? "
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX