Der Fluch von mir selbst
Sie redet auf mich ein, macht mich vor allem ganz klein,
niemand hört oder sieht sie, sie spürt sie ganz allein.
Menschen reden, Menschen bewegen, doch ich bleib
bei ihnen ganz geheim. Sie weinen, sie streiten,
sie beklagen, doch dennoch fühlen sie eine Art versagen,
ich bin still, denn mein Gefühl bekommt alles was der
Mensch nicht will. Viele Menschen unterdrücken mich,
doch viele unterstützen mich. Sie meinen ich solle gehen
doch sie wissen, dass ich sie verstehe, kenne sie besser als
jeder andere. Die Seele von ihnen meint ich solle doch bitte
gehen, doch so wie ich bin bleibe ich in der Zeit stehen,
denn ich gehe erst wenn der Mensch lernt, sich selbst zu
kennen, damit sie nicht ihre Nerven herschenken.
Was der Mensch am wenigsten mag, ist, sich selbst Fehler einzugestehen,
deswegen meinen sie, ich solle doch gehen, doch ich
bleib so gerne bei ihnen, denn ihre Ruhe ist eine wahre Schatztruhe.
Nägel beißen, statt sich einmal zusammenzureißen,
sie denken einfach nicht nach, bevor der andere etwas sagt. Dann
wundern sie sich, warum sie doch so allein sind, kämpfen sich
mit mir herum, denn sie denken jeder andere sei so dumm.
Vor diesen gehässigen Gedanken bauen sie sich selbst ihre
Schranken. Sie lassen mich nicht los denn der Mensch denkt er
sei so allmächtig und so groß. Doch am Abend liegen sie in
Mamas Schoß. Weinen, schreien, kämpfen gegeneinander an,
doch der wahre Feind ist der Spiegel an der Wand.
Ich schweige und spüre in meine still gewordene Seele hinein,
ach wie ich gerne höre, wie der Mensch weint. Sie quälen
sich mit Schuld, die sie meinetwegen fühlen. Jeden Tag dasselbe tun,
das ist für den Menschen fad, doch für mich ist das Ganze ein riesiger Spaß.
Springen sie über ihre Schatten? Haben sie genug Schlaf? Denn ich bin nicht
diejenige, die sie so fertig macht. Sobald sie einmal lernen, sich selbst zu
verstehen, und sich nicht an fremden Leuten zu vergehen, weiß ich, es ist
meine Zeit zu gehen. Doch es braucht noch viele Jahre bis die Menschen
endlich aufhören sich zu beklagen. Denn das, was ich immer spüre, ist, dass sie
sich gegenseitig bis ihre Grenzen jagen.
Manche Menschen sind zu hart zu sich selbst und das tut mir auch leid,
doch ich will ihnen ja nichts Böses, ist nur ihre Schuld, die mir so gefällt.
Vielleicht übertreib ich bei Manchen, ich gebe es zu, doch diese Art von
Selbstverständlichkeit gibt mir keine Ruh. Der Mensch gibt sein Bestes,
mich zu kontrollieren, doch ich werde nicht so leicht stimuliert.
Sie träumen von einem Ort ohne Druck und Angst, ein Leben
ohne mich, ist wie das Leben in einem fremden Land, alles ist so unbekannt.
Ein Ratschlag an die Menschen, die nach diesem Text an mich denken,
und mir jeden Tag ihre Energie schenken. Ich will euch nie etwas Böses,
ich gebe nur auf euch Acht, ganz still und geheim bis in die dunkle Nacht.
Euer Wegweiser, der euch Menschen sehr gerne mag. Nun verrate ich euch, wer euch plagt:
Schlechtes Gewissen.
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