Der Freund
„Genug.“ Entschlossen hob er die Waffe gegen den alten Freund, kein Zweifel stand in seinen Zügen.
Wut und Angst hatten Besitz von ihm ergriffen, jegliche Vernunft war ihnen gewichen; sie hatten ihn blind gemacht für Liebe und Vertrauen.
Tiefe Trauer sprach aus dem Blick des Freundes; keine Angst, sondern Enttäuschung.
„Geld?“
Einige Sekunden lang stand dieses Wort im Raum, beide Männer schienen die Luft anzuhalten.
„Am Ende ist es Geld, das über mein Leben entscheidet?“
Ungläubig; fassungslos starrte der Freund auf die Waffe, dann in die Augen seines Gegenübers.
Keine Vernunft, keine Reue trat in dessen Blick.
Unbeirrt entsicherte er die Waffe und drückte ab.
In dem Moment aber, in dem der Freund tödlich getroffen war, verschwanden Wut und Angst und machten einer tristen Leere Platz.
Er bereute es.
Langsam glitt die Waffe zu Boden, die Augen des jungen Mannes waren vor Schreck weit aufgerissen; die Erkenntnis, den Freund getötet zu haben, traf ihn hart.
Plötzlich ekelte er sich vor sich selbst.
Schuldgefühle und Zweifel hatten Besitz von ihm ergriffen, jegliche Vernunft war ihnen gewichen; sie hatten ihn blind gemacht für Liebe und Vergebung.
„Genug,“ formten seine Lippen, während er das metallene Mordinstrument vom Boden aufhob.
Entschlossen hob er die Waffe gegen sich selbst, kein Zweifel stand in seinen Zügen.
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