Der letzte Atemzug
Es ist Jahre her. Seitdem fühle ich mich einsam und allein. Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll.
Er war es. Er ist der Grund, weshalb ich mich seit Jahren in dieser Lage befinde. Wieso tat er mir das an? Warum musste er mir das Wertvollste in meinem Leben rauben? Kaltblütig und ohne ein Zögern. Depressionen, Trauer, Einsamkeit und Selbstmordgedanken begleiten mich bis heute noch.
Freitag, der 13. Januar 2012. Der Tag, an dem alles außer Kontrolle geriet. Jahre, Tage und Stunden vergingen und ich bekam kein „Es tut mir leid“ zu hören, geschweige denn einen Hauch von Mitleid von ihm zu spüren. Tausend Dinge schwirren mir derzeit durch den Kopf und mich verfolgt genau eine Szene, und zwar die, in der ich zu sehen bekam, wie er lächelte, als er diese grausame Tat beging. Wie kann man so herzlos sein? Was bringt einen Menschen dazu, so etwas zu tun? Jeden Tag bilde ich mir ein, dass er vor mir steht und ich ihm sage: „Geh, bitte. Geh und verrotte weiterhin im Knast. Weißt du überhaupt, was du angestellt hast? Ich hoffe, du bekommst deine gerechte Strafe, denn es gibt kein Zurück mehr. Du kannst es nicht mehr in Ordnung bringen!“ Womit habe ich das alles verdient? Das Leben ergibt doch keinen Sinn mehr, alles ist wertlos und fühlt sich unecht an. Ich habe keine Kraft mehr. Ich habe aufgegeben. Ich möchte zu dir. Was soll ich tun in einer Welt voller grausamer gefühlsloser Menschen? Ich gehöre hier nicht hin. Ich habe immer um meine Rechte gekämpft und trug meinen ganzen Stolz mit mir. Ich hatte es schon immer schwer im Leben. Ich wurde ausgestoßen und war völlig einsam. Doch eines Abends wendete sich das Blatt und das wertvollste Geschenk trat in mein Leben ein. An diesem Abend begegnetest du mir in jener Bar. Du ludest mich auf einen Drink ein. Wir sprachen, lachten und amüsierten uns. Ich hatte Spaß und fand dich schon seit unserer ersten Begegnung toll. Jedes Treffen mit dir ließ mich meine Sorgen, Einsamkeit und Ängste vergessen. Du gabst mir den Sinn des Lebens zu verstehen und auch du gabst mir Hoffnung. Der schönste Tag meines Lebens war jener, an dem du auf die Knie gingst und mir mein Leben versüßtest. Glücklich, geborgen und sicher in deinen Armen seit dem 05. März 1999. Aber alles hat ein Ende, selbst die Liebe. Jeden Tag spielt sich die grausamste Szene, die ich je vor meinen Augen sah, vor mir ab. Ich saß gemütlich mit dir auf der Coach. Wir sahen uns unseren Lieblingsfilm an. Und da klopfte er hysterisch an der Tür. Du öffnetest die Tür und keinen Augenblick später lag dein lebloser Körper blutüberströmt vor meinen Füßen. Blut spritzte überall auf meinen Körper. Ich fiel auf die Knie. Schreie weckten die Nachbarn. Heulend: „Nein, nein! Oh Gott! Du bist nicht tot, nein! " Ich sah, wie die Kugel deinen Kopf durchbohrte und du deinen letzten Atemzug nahmst. Du warst das Wertvollste in meinem Leben und wurdest mir einfach so weggenommen. Hoffentlich bist du jetzt an einem friedlicheren Ort.
Ich war Zeugin eines schwerwiegenden Verbrechens.
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