Der letzte Moment
Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als ich sie das letzte Mal gesprochen und gesehen habe. Die letzte Nachricht habe ich noch genau im Kopf: „Mir geht es nicht gut, damit du das mit deinem Autismus kapierst.“ So haben wir uns immer genannt, was mich jedes Mal ein wenig zum Lächeln brachte.
Ich schreibe das hier, während ich an meinem Schreibtisch sitze, eine Zigarette rauche und über alles nachdenke. Jeder Zug tut leicht weh und brennt in meiner Lunge. Ich kann mich noch daran erinnern, wie sehr sie es gehasst hat, dass ich rauche, mir jedoch auch gesagt hat, dass ich für sie nicht aufhören soll, sondern wenn dann für mich. „Wie selbstlos sie doch war.“, dachte ich mir in dem Moment, ehe ich, schmunzelnd, noch einen Zug an der Zigarette nahm.
Nach einer Weile verlor ich mich wieder in Gedanken an sie. Die Momente, die wir geredet haben, haben mich so erfüllt, dabei weiß ich gar nicht, wieso. Ich denke nicht, dass ich sie geliebt habe, aber irgendetwas ist da, was mich sie vermissen lässt. Was liebe ist weiß ich nicht, Es ist so schön, aber auch so schmerzhaft, zugleich.
Ihr Lachen, ihre Stimme, ihre Fürsorge, ihre Schönheit – verdammt, ich vermisse alles an ihr.
Über ihr Buch zu reden, ich habe es geliebt. Sie war schlau, gebildet und belesen, alles, was ich jemals haben wollte.
Die Lieder „Fragile“ von Tatsuro Yamashita und „Wicked Game“ von Chris Isaak beschreiben meine Gedanken über sie ziemlich gut. Zweiteres war ihr Lieblingslied.
Jedes Mal, wenn ich an sie und unsere gemeinsame Zeit denke, überkommen mich Gefühle von Wut, Trauer und Glück. Im englischen würde man, denk ich, zu so etwas „beautiful sadness“ sagen, sprich „schöne Trauer“.
Die Zeit vergeht so schnell in schönen Momenten, indem Leben eines Menschen, jedoch auch so langsam, in den schlechten. Wieso musste unsere Zeit, so früh ein Ende nehmen? Warum hielt es nicht länger? Wann darf ich endlich glücklich werden? Herr, was habe ich bloß getan, um das zu verdienen? Wieso nur?
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