"Der Mensch verlangt nach einem "Pseudosinn""
Der Sinn des Lebens besteht nicht – und mögen das auch noch so viele Menschen behaupten, die weder eingehend über diese Frage nachgedacht, noch über die Bedeutung des Wortes Sinn reflektiert haben – im Spielen von Fußball und dem Treffen mit Freunden. Jene Tätigkeiten würden dem Akteur ein freudiges Gefühl verschaffen und darum gehe es doch schlussendlich. Spätestens dann, wenn der kränkliche Greis auf dem Sterbebett über sein Leben sinniere. Er pflegt wie alle seine Artgenossen dem seiner Spezies inhärenten anthropozentrischen Denkmuster zu folgen. Lässt man sich als radikaler Verfechter der Naturwissenschaften auf diese Frage ein – man ignoriere dabei den Umstand, dass, sofern die Existenz einer wertenden Instanz, die es vermag, dem Menschen Konsequenzen für sein Tun und Handeln aufzuerlegen, nicht bewiesen ist, ja, es nicht einmal einen Grund gibt, an sie zu glauben, das Leben im universellen Maßstab ein gänzlich sinnbefreites Phänomen ist, - so stößt man auf vielerlei Hindernisse. Das erste besteht im Fehlen einer brauchbaren Definition des Wortes „Sinn“. Vorschläge hierfür wären „übergeordnetes Ziel“ oder auch „Zweck“. Was verleitet mich zu der Annahme, dass das Ziel übergeordnet sein müsse? Man mache sich des Zirkelbezuges, der der gegenteiligen Annahme innewohnt, bewusst: Das Ziel des Lebens eines Individuums könnte in diesem Falle nur als Charakteristikum des Lebens selbst bestimmt werden. Ein schönes Leben kann niemals das Ziel des Lebens sein, da das Leben sich nicht selbst attributieren kann. Allenfalls kann es als Ziel des Menschen angesehen werden, ein, im Nachhinein betrachtet, schönes Leben geführt zu haben. Ein übergeordnetes Ziel kann also minimal auf der Ebene der Gesellschaft und maximal in der irdischen Sphäre gesucht werden. Diese Annahme hat natürlich nur Gültigkeit, wenn kein extraterrestrisches Leben existiert, dem es gelingt, innerhalb der Zeitspanne, in der die Menschheit existiert, mit eben jener in Kontakt zu treten. So könnte der Sinn des Lebens eines Menschen in dessen Nützlichkeit für das Voranschreiten der Gesellschaft bestehen. Dieser Lösungsvorschlag bedient sich außerdem einer positiven Konnotation des Wortes „Sinn“. Die befreiende und erleichternde Konsequenz dieser Überlegung besteht in der Erkenntnis, dass ein sinnvolles Leben nicht auch ein glückliches gewesen sein muss. Zugleich niederschmetternd ist der Schluss, dass ein schönes Leben nicht sinnvoll gewesen sein muss.
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