Der Moment, der alles änderte
Da lag ich, barfuß in der Wiese mit den Augen gerichtet in den blauen Himmel. Meine Hände weit ausgestreckt auf der nassen Wiese rastend. Die Sonne schien durch die paar Wolken, die am Himmel schwebten. In der Ferne plätschert der Bach, der seinen Weg in einen kleinen See führte. Die Bienen summten. Ich schloss meine Augen. Der schöne blaue Himmel verwandelte sich in ein schwarzes, dunkles Licht. Während ich da lag, fiel mir wieder der heutige Abend ein. Selbst bei dem Gedanken daran bekam ich einen Kloß im Hals. Der Abend, der so wichtig für mich ist. Aber trotzdem will ich diesen großen Schritt nicht wagen. Langsam öffnete ich meine Augen. Eine kleine Brise glitt durch mein Haar. Gerade sah ich noch, wie meine Notizzettel vom Wind hinaufgestiegen waren. Ich riss mich aus meinem Tagtraum und versuchte das Tempo von meinen Blättern einzuholen. Ich hüpfte vergeblich, um an sie zu gelangen. Ich rannte und rannte, bis ich sie endlich hatte. Ich zählte sie ab. Alle waren da, mein langer, mit mühe geschriebener Aufsatz und meine Anmeldung. Ich atmete erleichtert ein und aus.
Ich schaute auf die Uhr. Fast verschluckte ich mich an meiner eigenen Spucke. Viertel nach sechs. „Das konnte doch nicht wahr sein“, sagte ich mit Verzweiflung. Ich eilte zurück zum Platz, wo ich meinen Rucksack liegen gelassen hatte, und rannte los. „Vielleicht kann ich es noch schaffen“, sagte ich immer wieder. Ich schnappte mir mein Fahrrad, das an einem Baum angelehnt war. Noch nie bin ich so schnell gefahren. Langsam ging die Sonne in der Ferne unter.
So langsam hatte ich keine Puste mehr, aber ich konnte jetzt nicht aufgeben. Ich hatte noch genau 15 min Zeit. Immer wieder wollte ich an meiner Entscheidung zweifeln. Ich blickte in den Himmel und erhoffte erneut, dass ich es schaffte. Plötzlich verwandelte sich eine Sekunde zur Minute und eine Minute zur Stunde. Es fühlte sich an, als wäre die Zeit angehalten worden. Ich fühlte mich so frei, so als ob ich von allen Sorgen erlöst war. Ich streckte meine Arme aus. Mein Körper wollte schreien, aber es war schon zu spät. Ich war vom Weg abgekommen. Ich stürzte mit meinem Fahrrad den Abhang hinunter. Meine Augen schlossen sich, während ich von den knapp 20 Metern auf dem Boden aufprallte. Es war dunkel, sehr dunkel. Wieder wollte ich schreien, aber ich war verstummt. Meine Beine wollten rennen, aber ich spürte sie nicht. Meine Augen wollten sich schließen, aber es ging nicht. Alles, was ich sah, war der Himmel. Die roten Töne waren jetzt über den ganzen Himmel verteilt. Was wäre wohl gewesen, wenn ich nicht diesen Unfall gehabt hätte. Vielleicht wäre dann mein Traum in Erfüllung gegangen, den ich mir so sehr erwünscht hatte.
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