Der Mythos der Sterne
Die Sterne sehen auf uns hinunter. Manchmal dichten wir den Sternen etwas Romantisches an, etwas Zauberhaftes, das einen Hauch Unvergänglichkeit für uns bedeutet. Aber selbst die Sterne sind nicht ewig. Und viel weniger noch sind sie romantisch, weder sehen sie strahlend ihrem Beobachter entgegen, noch wachen sie über die Liebe und das Leben derer, von denen sie beobachtet wurden. Kalt und leblos glüht ihr fahles Licht und bedeutet nichts, beobachtet nichts, bewahrt nichts. Unser Schicksal ist den leblosen Sternen egal.
Jedenfalls hatte Peter das immer behauptet. Es war dieser ernste melodramatische Zug seines Charakters, den ich zuerst gehasst, geliebt, aber nie verstehen gelernt habe. Ich verstehe auch heute nicht, was mit diesen Worten gemeint war, aber ich kann ihre Tragweite ihre schmerzhafte Tragweite, nun fühlen.
Keine zwei Wochen ist es nun her, doch es fühlt sich wie eine ganze Ewigkeit an, seit er mich verlassen hat. Noch immer höre ich seine Worte in meinem Kopf. Meine Gedanken kreisen um den, den ich liebe und zugleich hasse. Um den, der mich verlassen und mir somit großes Leid angetan hat. Wie er mich das erste Mal geküsst, umarmt hat. Ach, was waren das für schöne Tage.
Und nun? Nun stellt sich heraus, dass er eine andere liebt, immer geliebt hat, selbst als wir noch zusammen gewesen sind. Ach bitte, geh, geh, bitte! Diese Gedanken lassen mich nicht los. Ich will weiterleben, doch sowohl mein Herz als auch mein Kopf lassen das nicht zu. Sie sollen verschwinden, alle, alle Erinnerungen. Jede Erinnerung ist falsch und schmerzhaft. Ich denke daran, wie er mir sagte, dass er mich lieben würde, und weiß zugleich, dass er mich angelogen hatte. Er hatte in jeder Hinsicht gelogen. Geh, bitte! Es ist zu schmerzhaft, um es ertragen zu müssen! Es tut zu weh, um so weiter leben zu können. Wie kann das denn alles sein? Ich denke noch immer, es ist ein Traum und dennoch weiß ich, dass ich nicht aufwachen werde.
Er war halt auch nur wie ein Stern. Wenn wir sie oberflächlich betrachten, haben sie dieses mystische Etwas, dessen Illusion die Realität einreißt. Sterne glühen vor Kälte, könnte man vielleicht sagen, sie verzehren sich selbst, bis sie sterben und nur ihr Licht uns nach Milliarden Jahren erreicht. Sterne sind irgendwo, in ihrer eigenen Welt, die nichts kennt als die Einsamkeit, wie sollte es auch anders sein in unserem gewaltigen Universum. Mein persönliches Universum ist dagegen wesentlich kleiner, aber in dem kommt mein eigener unnahbarer Stern nicht vor.
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