Der Puls der Stadt
Frederico Baleone war eigentlich ein normaler Schüler aus Rom. Doch als bei seiner Mutter ein schwerer Herzklappenfehler entdeckt wurde, änderte sich alles. Die Ärzte erklärten, dass die Operation teuer und kompliziert wäre. Für Frederico stand fest: Er musste Geld auftreiben – schnell.
Neben der Schule nahm er mehrere Minijobs an, doch das Ersparte reichte nicht aus. Eines Abends in der Innenstadt sprach ihn ein schwarz gekleideter Mann an. „Hey Junge! Willst du wissen, wie du an großes Geld kommst?“ Frederico zögerte kaum. Für seine Mutter hätte er alles getan.
Von da an erledigte er Aufträge für eine mysteriöse Organisation. Anfangs musste er nur Personen beobachten oder Botengänge machen, erhielt dafür Summen, die für einen Schüler enorm waren. Doch bald merkte er, dass er in eine gefährliche Sekte hineingeraten war. Manche Aufträge waren eindeutig illegal, und Frederico verlor sich immer tiefer in dieser Welt.
Eines Tages erhielt er eine neue Nachricht. Diesmal verschlug es ihm die Sprache: Er sollte jemanden umbringen. Die Belohnung wäre so hoch, dass er endlich die Operation seiner Mutter bezahlen konnte. Schweiß lief ihm die Stirn hinunter. Stundenlang rang er mit sich – doch am Ende klickte er auf „annehmen“. Seine Mutter war ihm wichtiger als alles andere.
Am Abend stand er in einer dunklen Gasse, die Pistole in der Hand. Sein Herz raste, jeder Schatten ließ ihn zusammenzucken. Schließlich tauchte die Zielperson auf – eine Frau, kaum älter als seine Mutter. Frederico hob die Waffe, doch plötzlich schossen Erinnerungen durch seinen Kopf: ihre Stimme, ihr Lächeln, die Wärme ihrer Umarmungen. Könnte sie stolz auf ihn sein, wenn er ein Leben auslöschte?
Langsam ließ er die Waffe sinken. „Nein“, flüsterte er.
Da traten zwei Männer aus der Dunkelheit – dieselben, die ihm den Auftrag gegeben hatten. „Los, zieh durch!“, fauchte einer. Frederico schüttelte den Kopf. „Ich bringe niemanden um.“
„Dann bist du nutzlos.“ Einer griff nach der Pistole. In Panik rannte Frederico los, hörte Schritte hinter sich, Stimmen, die ihn verfolgten. Er dachte nur an einen Ort: die Polizeistation.
Dort brach er atemlos zusammen und erzählte alles – von den Aufträgen, den Drohungen, den Nachrichten auf seinem Handy. Zunächst war man skeptisch, doch die Beweise überzeugten die Beamten. Eine großangelegte Operation folgte, und die Sekte wurde zerschlagen.
Frederico musste für seine Taten geradestehen. Doch da er kooperierte und entscheidende Hinweise lieferte, erhielt er eine mildere Strafe. Gleichzeitig berichteten Medien über seinen Fall. Spendenaktionen kamen in Gang, Ärzte erklärten sich bereit, seine Mutter kostenlos zu operieren.
Wochen später saß er an ihrem Krankenbett. Sie nahm seine Hand, ihre Stimme war schwach, aber voller Wärme: „Du bist kein schlechter Junge, Frederico. Du hast Fehler gemacht, aber du hast das Richtige gewählt.“
Zum ersten Mal seit Monaten fühlte er Frieden. Der Puls der Stadt pochte weiter, laut und unaufhaltsam – doch in seinem Inneren kehrte Ruhe ein.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:




















Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX