Der Raum der Zeit
Ein peinigendes Dröhnen in meinem Hinterkopf riss mich aus meinem grauenhaften Albtraum. Ich fasste behutsam mit meiner Hand auf meine Stirn, die sich wie ein lichterloh brennendes Feuer anfühlte. Verseucht von meiner Trauer murmelte ich wirre Sätze, die hinten und vorne keinen Sinn ergaben. Schließlich stand ich auf und taumelte mit schweremütigem Schritt durch mein Zimmer. Langsam blickte ich in meinen Spiegel, und als ich nur eine Sekunde meine Visage durchblitzen sehen konnte, hörte ich das Gelächter der anderen Kinder über mich. Ich hatte das Gefühl, dass ich nie dazugehörte, denn meine Mitschüler grenzten mich wegen meiner Hobbys aus, also beschloss ich, dass Schauspielen aufzugeben, obwohl es meine größte Leidenschaft war. Schließlich trottete ich erschöpft zu meinem Schreibtisch und saß mich auf meinen Sessel. Ich konnte jeden Schiefer auf der Haut fühlen, wie kleine Messerstiche. Verloren in meinen Gedanken, fiel mir meine bunte Uhr auf. Immer noch miserabel fühlend, betrachtete ich sie ganz genau und meine Augen bewegten sich im Einklang mit den Zeigern. Doch erstaunlicherweise bemerkte ich, wie sie sich immer schneller drehten. Plötzlich wurde es schwerer zu atmen. Mit furchtbarem Entsetzen spähte ich zur Decke hinauf und sah, wie sie immer näher kam. Auf einmal gab es einen lauten Knall, meine Uhr explodierte und meine Decke stürzte ein.
Als ich aufwachte, saß ich nicht mehr in meinem Zimmer. Ich befand mich in einem riesigen Raum voller Sterne und Uhren an den Wänden, doch ich konnte weit und breit keinen Boden erkennen. Schwerelos schwebte ich durch die Gegend wie eine fragile Seifenblase. „Deine Zeit ist abgelaufen“, flüsterte jemand monoton. Ein Mann mit einem schwarzen Umhang und einem bunten Zylinder trat hervor. Ich hatte unfassbare Angst, doch ich konnte sie plötzlich nicht mehr spüren. Es fühlte sich so an, als wären all meine Emotionen weg. „Dein Talent ist für immer verloren“, erklärte er mit einem mysteriösen Grinsen. „Ich verstehe nicht!“, versuchte ich entsetzt zu schreien, doch aus meinem Mund kam es so emotionslos, wie es nur möglich war. „Du wolltest immer so sein wie alle anderen, doch du achtetest nicht darauf, dass durch jede kleine Aktion, die du machtest, um in die Masse zu passen, du all deine kleinen Puzzleteile verlorst, die dich ausmachen. Du warst der hellste Stern am Himmel, du hast dich selbst erloschen.“ Dies waren die letzten Worte, die ich hörte, bevor ich wieder in meinem Leben landete. Ich fühlte nichts mehr. Keine Trauer, kein Schmerz, keine Freude. Mein Talent für die Schauspielerei war verschwunden. War dies, was ich immer wollte? Ich konnte es nicht einmal bereuen, denn Reue spürte ich nicht mehr.
Vielleicht habt ihr euch gefragt, warum in der ganzen Geschichte kein Name vorkam. Dies liegt daran, dass diese Person sich Selbstzweifel nennt. Wir sollten unsere Zeit nicht mit ständigem Vergleichen verschwenden, wir verlieren dadurch unsere Individualitität, die uns alle perfekt macht, wie wir sind!
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