Der Regen
Als sie erschöpft nach dem langen Schultag nachhause ging, blieb sie stehen. Der Augenblick, als die Regetropfen auf ihr Gesicht fielen, fühlte sich ewig an. Sie ging weiter und dachte über den anstrengenden Tag nach. Kira bewegte sich näher und näher zu ihrem Ziel. Sie sah an ihrem Weg viele Leute und Häuser. Die Erschöpfte lief weiter und schaute unbewusst in die Fenster der ersten Etagen, als sie nachdachte. Kira betrachtete die Menschen, die ihren gewöhnlichen Tagesablauf genießten, die stritten, die Fernseher schauten und kochten. Jedes Gebäude hatte eine andere Farbe innen und außen, verschiedene Einrichtungen, verschiedene Lichter.
Langsam kam sie schon an ihrem Haus an. Als sie bei der Haustür ihres einstöckigen Hauses ankam, suchte Kira ihren Hausschlüssel, der in ihrer Tasche verloren gegangen ist. Schließlich schaffte sie es ihn zu finden und begab sich in das Haus hinein. Sie begrüßte ihre Familie und lief in ihr Zimmer, um ihre Sachen abzulegen. Ein paar ihrer Freundinnen riefen sie an, um ihr vorzuschlagen zum Spielplatz zu gehen. Kira freute sich, da der Regen schon aufgehört hat und sie den Geruch nach dem Regen liebte. Natürlich stimmte das kleine Mädchen zu und machte sich fertig um rauszugehen. Als sie vor der Haustür stand und ihre Schuhe anzog, kam ihre Mutter zu ihr und fragte, ob sie die Hausaufgaben für den nächsten Tag schon erledigt hatte. Die Tochter beeilte sich sehr und bemerkte die Frage ihrer Mama nicht. Sie rannte hinaus und lief auf ihren gewöhnlichen Treffpunkt, wo ihre Freundinnen sie schon erwarteten.
Die Mädels entschlossen sich, zu einem Spielplatz zu gehen. Als Kira mit ihren drei Klassenkolleginnen mitging, begannen sie zu flüstern, so, dass sie Kira nicht hörte. Plötzlich begannen die drei Freundinnen zu rennen und schauten nicht auf die Straße. Sie verstand nicht, warum sie das gemacht hatten, jedoch rannte sie ihnen nach. Auf einmal war sie so von dem Unverständnis überfordert, dass sie die Straße nicht bemerkte und fast über sie durchrannte. In dem Moment zog sie von hinten der Vater einer diesen Freundinnen zurück und sie sah wie das Auto rasend schnell über die Straße vorbeizog. Das Mädchen konnte sich eine Zeit lang nicht bewegen und alles wurde still. Sie hörte nichts und sah nichts. Kira realisierte noch nicht ganz was geschah. Sie schaute auf den Vater und bedankte sich leise. Sie hatte das Gefühl, als ob das ganze Blut in eine Sekunde über ihren ganzen Körper durchfloss und dann ihr Körper kalt wurde. Ihr Puls raste. Das Mädchen fühlte nicht nur Angst, sondern auch Enttäuschung und Versagen, da sie ihren Eltern versprochen hatte, immer auf die Straße zu schauen, damit sowas nie passiert. Es war ihr peinlich gegenüber ihren Eltern. Sie erstarrte, als ob sie erst von einem Koma aufgewacht wäre, und verstand nicht was geschah.
Diesen Augenblick wird sie nie vergessen.
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