Der schlimmste Geburtstag
Liebes Tagebuch, Wien am, 03. 08. 2042
heute ist mein Geburtstag. Der schlimmste den ich je hatte. Ich sitze hier im Keller, allein. Kerzen erleuchten den Raum. Essen in Konserven ist mein neues Lieblingsessen und ein Muffin mein Geburtstagskuchen. An der frischen Luft war ich schon lange nicht mehr. Der Ton der Sirenen ist Musik, die ich jeden Tag höre. Meine Familie finde ich nicht mehr. Von meinen Freunden habe ich Monate lang kein Wort gehört. Die Bibel ist mein Buch, welches ich immer bei mir habe. Sowas wie Hoffnung habe ich schon lange nicht mehr. Wasser gibt es nur in bestimmten Mengen. Angst und Tränen wurden schon Alltag in den Gesichtern der Menschen. Mittlerweile habe ich schießen mit der Waffe gelernt, und verteidige noch als einziger unser Haus. So eine verwüstete Welt hat keiner jemals gesehen. Wie es in Zukunft ausschauen wird, ist eine Frage, zu der ich jeden Tag eine neue Antwort habe. Ich habe im Radio gehört, das viele über neue Wege versucht haben zu fliehen, es allerdings keiner Person gelungen ist, die Erde lebend zu verlassen. Gerade eben sind in meiner Nähe Löcher am Boden entstanden, was für mich schon normal ist. Ich kann nur hoffen, dass keines genau unter mir entsteht. Manchmal wünsche ich mir, dass ich mich einfach wegzaubern könnte, irgendwo wo es friedlich ist und man keine Angst haben muss, dass es der letzte Tag des Lebens ist. Ich erinnere mich gern an die schönen alten Zeiten, wo keiner von uns daran gedacht hat, dass alles enden könnte. Jeden Tag hören wir von überall, dass sich bald die Lage bessern wird. Doch dieses „bald“ ist schon 1 Jahre alt. Oft habe ich den Drang hinauszugehen, um zu sehen, was sich alles draußen abspielt und was für Wesen uns angreifen. Vielleicht passiert ein Wunder und alles ändert sich. Doch mittlerweile glaubt hier keiner mehr an Wunder. Die Zeit drängt, doch ich habe noch keinen Plan. Ob es meine letzte Nacht wird, werden wir morgen sehen. Und das, mein liebes Tagebuch, ist bald das Ende der Welt.
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