Der Schulbus
Zukunftszauber
Als Kind habe ich immer vom Zaubern geträumt, davon, dass alles wieder gut wird mit der Welt.
Dann habe ich begriffen, dass die Welt von allein nicht wieder gut wird, und davon geträumt, selbst mächtig genug zu werden, um sie wieder gut zu machen.
Mittlerweile habe ich begriffen, dass es keine Wunder und Zauber gibt, dass beides nicht passieren wird. Dass die Leute, die genug Macht haben, die Welt nie wieder gut machen werden. Es nicht tun, weil es das Ende ihrer Macht bedeuten würde. Die Spezies Mensch ist zu selbstorientiert und deswegen zu kurzsichtig, um als Gemeinschaft zu überleben.
Lieber das eigene Glück und Wohlgefühl, die Wonne, die Macht in der Hand als das (Über-) Leben aller.
Wenn man begriffen hat, dass das Leben aller allein in der Hand ein paar mächtiger Menschen liegt, die diesen Fakt mit Leichtigkeit einfach beiseiteschieben und ignorieren können. Aus Faulheit. Dass man wegen so etwas Lächerlichem mit größter Wahrscheinlichkeit sehr unangenehm weiterleben und dann sterben wird und dass deine Kinder es noch schlimmer haben werden als du, dann gibt es zwei Wege:
Du kämpfst weiter entgegen allen Wahrscheinlichkeiten. Du behältst die Hoffnung.
Oder.
Du akzeptierst, dass du sterben wirst.
Ich bin ein Pragmatiker und Realist. Und ich bin zu faul zum Kämpfen. Nicht wenn die Chancen so schlecht stehen. Ich habe längst akzeptiert, dass es so richtig, richtig schlimm werden wird. Ich finde es aber auch eine Verschwendung an Lebenszeit, daran zu Verzweifeln.
Ich kann mich also auch nicht umbringen.
Wenn das nächste Massenaussterben kommen sollte, warum sollte ich den Rest meiner Zeit nicht so richtig genießen. Ich werde nicht denen im Weg stehen, die für unseren Planeten kämpfen, und vielleicht kämpfe ich auch einmal mit, wenn ich erwachsen genug dafür bin. Aber bis dahin werde ich mich in meiner Ignoranz suhlen und das Leben so gut es eben geht auskosten. Ich werde weitermachen, so gut es eben geht, mit dem immerwährenden lockenden Gedanken, dass man sowieso bald sterben wird. Ich werde weitermachen. Werde in die Schule gehen, mit Freunden lachen, mich selbst verwirklichen und weiterentwickeln. Und sollte das Ende dann kommen, dann werde ich ihm glücklich und ebenbürtig entgegentreten, mit dem Wissen, dass ich das Beste aus den Karten, die mir gegeben wurden, gemacht habe. Das Beste, was mir möglich war.
Und so steige ich ein, in den berühmten Schulbus von Professor Schellnhuber. Feiernd, tanzend, glücklich, weil ich mich sonst von ihm überfahren lassen müsste.
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