Der Seelenfrieden auf dem Balkan
Der Seelenfrieden auf dem Balkan… Diese Entspannung und das Gefühl der Geborgenheit, die man spürt, sobald man die Grenze überquert und die Luft nach Frieden und innere Ruhe riecht. Man fühlt sich sofort wieder wie zu Hause. Wenn man in einem Zimmer liegt, in dem Küche, Esszimmer und Schlafzimmer der Großeltern in einem Raum sind, und die Kindheitserinnerungen lebendig werden – man kann sie hören, sehen, fühlen und riechen. Ich merke, dass ich in meinem Heimatland glücklicher bin.
Meine Mutter schickte mich, um Brot in einem kleinen Laden um die Ecke zu kaufen. Auf dem Weg dorthin traf ich eine alte Dame, die sagte: „Valeu, a cui ești tu? Ce mare ai crescut dragă mami“, was bedeutet: „Wem gehörst du? Wie groß bist du geworden, mein Schatz.“ Natürlich erinnerte ich mich nicht an sie, aber ich lächelte und nickte. Im Laden angekommen, grüßte ich alle Menschen. Meine Kindheitsfreunde traf ich nach langer Zeit wieder. Wir verabredeten uns an den Orten, an denen wir uns als Kinder immer getroffen hatten. Diese Plätze und Bänke werden immer in Erinnerung bleiben.
In die alten Traditionen und Bräuche zurückzukehren, ist ein wunderbares Gefühl. Bei uns ist es Tradition, jeden Sommer Weintrauben zu pflücken. Die ganze Familie arbeitet auf den Feldern, und jedes Kind bekommt als Belohnung zehn Lei. Wir werden vom Krähen des Hahnes geweckt, und meine Großeltern holen frische Eier aus dem Stall, um das Frühstück zuzubereiten. Meistens gibt es Omelett mit etwas Gemüse.
Während wir Kinder auf der Straße Fußball spielen, fahren ab und zu Pferdekutschen voller Heu vorbei. Unsere Lieblingswette war: „Wer am meisten Heu runterzieht, hat gewonnen.“ „Dupu“ war unser Lieblingsspiel – eine Mischung aus Verstecken und Fangen, die wir am liebsten abends spielten.
Am nächsten Tag machte die ganze Familie einen Ausflug in die Berge, um zu grillen. Mit vollgepackten Taschen voller Essen und Schlafsachen begann unser Tag. Die Frauen bereiteten das Essen vor, die Männer machten das Feuer, und die Kinder liefen durch das grüne Gras und kletterten auf die Berge. Die Luft war sauber, das Wasser im Fluss so klar wie ein Diamant, und die Berge waren so schön grün.
Unser Hund wartete am Haustor darauf, gestreichelt zu werden. Obwohl er so groß war, hatten viele Angst vor ihm, aber eigentlich war er ganz freundlich. Unsere Nachbaren brachten oft selbst gemolkene Milch, die besonders gut mit Polenta schmeckte. An Weinachten gingen Jugendliche von Haus zu Haus und sangen christliche Lieder. Diese Tradition nennt man bei uns „colindă“. Besonders schön ist es, wenn sie traditionelle Kleidung tragen.
Mit einer dicken Decke und selbstgemachtem Tee von meiner Großmutter gingen wir, die sechs Enkelkinder, ins Bett. Vorher wurde noch Cartoon Network geschaut. Am letzten Tag mussten wir uns von allen verabschieden. Am schwersten fiel der Abschied von den Großeltern. Dann stiegen wir ins Auto und fuhren los. Der letzte, schönste Augenblick.
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