Der Tag, an dem die Bombe einschlug
Ich bin aus Syrien und habe den Krieg in unserem Land hautnah miterlebt, nicht nur den schleichenden Beginn, sondern auch einen Bombenangriff, der mich fast mein Leben gekostet hat.
Angefangen hat der Horror mit einem simplen Stromausfall, der knapp 4 Stunden andauerte und der uns nicht weiter beunruhigte. Doch die Situation eskalierte wenige Tage später, unter anderem kam immer weniger Wasser aus den Leitungen. Das war der Moment, in dem meine Eltern beschlossen, mit uns in den Libanon zu fahren. Zwei Jahre lang lebten wir fern unserer Heimat und hatten nach dieser Zeit das Gefühl, dass sich die Lage in Syrien verbessert hat und kehrten in unser Heimatland zurück.
Am Anfang war es gut, weil die Stadt, in der wir lebten, außerhalb des Kriegsgeschehens lag. Doch schon bald hörte man in den Medien, dass die Front immer näher rückte und unweit unserer Stadt bereits Bomben einschlugen. Unsere Familie zog zu unseren Großeltern, wo wir weit weg vom Kriegsgeschehen waren, doch leider nicht weit genug, wie wir später feststellen mussten. Bald gab es auch hier zerstörte Häuser, viele Menschen, die ihre Angehörigen, Kinder, die ihre Eltern und Geschwister verloren hatten. Wir gaben unserem Präsidenten die Schuld für dieses Desaster, aber was half uns das?
Eines Tages beschlossen meine Großeltern eine große Feier zu veranstalten, zu der sie Verwandte und Bekannte einluden. Meine Geschwister und ich bekamen zu diesem Anlass sogar neue Kleider und durften uns Spielzeug kaufen. Es war ein Tag, an dem wir trotz der schrecklichen Situation, in der wir lebten, ein Lächeln auf dem Gesicht hatten.
Die Bombe kam so plötzlich. Die Leute schrien, schubsten sich gegenseitig, versuchten wegzurennen. Ich realisierte im ersten Moment gar nicht, was ich gerade erlebte. Ich bemerkte nicht einmal, dass ich schwer verletzt war. Allmählich wurde mir bewusst, dass ich am Boden lag und kaum Luft bekam. Plötzlich kam ein Mann, hob mich auf und trug mich zu einem Rettungswagen, den er zufällig gesehen hatte. Ich verlor das Bewusstsein und kam erst zu mir, als ich bereits im Krankenhaus lag. Um mich herum lagen schwer verletzte Menschen, manche ohne Beine, manche ohne Hände, manche ohne Beine und ohne Hände. Überall war Blut. Diese schrecklichen Bilder kann ich nicht vergessen, sie verfolgen mich.
Ich hatte das große Glück, operiert zu werden. Erst heute realisiere ich, dass mir dieser Mann, der mich zur Ambulanz trug, das Leben gerettet hat.
Mein Wunsch für die Zukunft ist, dass kein Mensch einen Krieg mit all seinen Grausamkeiten miterleben muss, dass kein Mensch aufgrund eines Krieges sein Leben oder seine Angehörigen verliert, dass alles sinnlose Leiden auf dieser Welt aufhört, dass weltweit Frieden und ein wertschätzendes Miteinander Realität wird. Das ist eine Zukunftsphantasie, an die ich zu gerne glauben möchte.
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