Der Tag, an dem die Bombe einschlug
Mein Traum ist, dass überall auf der Welt Frieden herrscht. Jemand, der noch nie einen Krieg miterlebt hat, kann sich nicht vorzustellen, wie schmerzhaft ein solcher psychisch und auch physisch ist.
Ich bin aus Syrien und habe den Krieg in unserem Land hautnah miterlebt, nicht nur den schleichenden Beginn, sondern auch einen Bombenangriff, der mich fast mein Leben gekostet hat. Und dabei hatte ich noch Glück, dass ich im Krankenhaus überhaupt operiert wurde, denn um mich herum mussten viele schwer verletzte Menschen unbehandelt und unversorgt am Gang sterben.
Angefangen hat der Horror mit einem simplen Stromausfall, der knapp 4 Stunden andauerte und der uns nicht weiter beunruhigte. Doch die Situation eskalierte wenige Tage später, unter anderem kam immer weniger Wasser aus den Leitungen. Das war der Moment, in dem meine Eltern beschlossen, mit uns in den Libanon zu fahren. Zwei Jahre lang lebten wir fern unserer Heimat und hatten nach dieser Zeit das Gefühl, dass sich die Lage in Syrien verbessert hat und kehrten in unser Heimatland zurück.
Am Anfang war es gut, weil die Stadt, in der wir lebten, außerhalb des Kriegsgeschehens lag. Doch schon bald hörte man in den Medien, dass die Front immer näher rückte und unweit unserer Stadt bereits Bomben einschlugen. Mein Vater beschloss, dass wir in Österreich einen Neuanfang wagen sollten, denn er wollte für uns alle eine sichere und gute Zukunft, in der wir nicht in ständiger Angst leben müssen. Er flog alleine nach Österreich, um alles vorzubereiten, wir siedelten mit meiner Mutter zu unseren Großeltern, wo wir weit weg vom Kriegsgeschehen waren, doch leider nicht weit genug, wie wir später feststellen mussten. Wir Kinder konnten die Schule besuchen und Bekannte treffen. Das war keine Selbstverständlichkeit, denn andere Orte waren bereits von den Feinden erobert worden und dort durften die Menschen nur in ganz dringenden Fällen ihre Wohnungen verlassen. Dennoch gab es aber auch im Dorf meiner Großeltern bereits zerstörte Häuser, viele Menschen, die ihre Angehörigen, Kinder, die ihre Eltern und Geschwister verloren hatten. Wir gaben unserem Präsidenten die Schuld für dieses Desaster, aber was half uns das? Der Krieg kam immer näher, immer mehr Bomben fielen, immer mehr Menschen starben, immer mehr Häuser wurden zerstört. Kinder konnten keine Schulen mehr besuchen, unser Alltag hatte sich komplett verändert.
Eines Tages beschlossen meine Großeltern eine große Feier zu veranstalten, zu der sie Verwandte und Bekannte einluden. Meine Geschwister und ich bekamen zu diesem Anlass sogar neue Kleider und durften uns Spielzeug kaufen. Es war ein Tag, an dem wir trotz der schrecklichen Situation, in der wir lebten, ein Lächeln auf dem Gesicht hatten.
Die Bombe kam so plötzlich. Die Leute schrien, schubsten sich gegenseitig, versuchten wegzurennen. Ich realisierte im ersten Moment gar nicht, was ich gerade erlebte. Ich bemerkte nicht einmal, dass ich schwer verletzt war.
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