Der Text ohne
Los, schnell, hier, dort
Ohne Form und ohne Wort
Auf, ab, hin und her
Drunter, drüber, kreuz und quer
Ein Ziel, ein Ort, der Weg zu lang
Dass man ihn nicht beschreiten kann
Ein Wagnis, hilflos, viel zu weit
Hinein in die Unendlichkeit
* * *
Auf einer Blumenwiese in der Ferne blies der Wind mir durchs Haar. Ich sah mich um und sah Stille. Die Sonne schob sich kaum merklich dem Meer entgegen, scheinbar am Himmel festgewachsen. Sie hüllte alles in ein sanftes, pfirsichfarbenes Licht, das ich selbst durch meine geschlossenen Augenlider sehen konnte. Ich nahm einen tiefen Atemzug und ließ die frische Sommerluft meine Lungen durchfluten. Die Rinde des Baums, an den ich mich anlehnte, schabte leicht gegen meinen Nacken, aber ich ignorierte sie. Alles war gut. Alles war ganz.
* * *
Wann, wo, hier, da
Nichts erscheint mehr sonderbar
Wieso, weshalb, wozu, warum
Nichts erschließt sich drum herum
Höher, schneller, weiter, fort
Nichts bleibt je am selben Ort
Tiefer in die Dunkelheit
Nichts bleibt der Vergangenheit
* * *
Ein Komet blitzt durch den endlosen Sternenhimmel. Ich blicke ihm nach, bis er in der Leere des Weltalls verschwindet. Ich atme aus. Ich wünsche mir, dass dieser Augenblick für immer bleibt, doch ich weiß, dass er, wie der Komet unter den Sternen, in den Annalen der Zeit verschwimmen wird. Die Sterne am Firmament spiegeln die Lichter der Stadt, die mir entgegenfunkeln wie Perlen in der Nacht. Sie rufen mich zu sich, betteln mich an, bei ihnen zu bleiben, zurückzukehren in diesen Dschungel aus Beton, in dem jede Sekunde gemessen, jede Minute als Gut behandelt, und jede Stunde sorgfältig eingeteilt wird. Doch kein Licht dieser Welt könnte mich davon überzeugen, zurückzukehren. Nein, ich verweile lieber auf diesem Hügel und schau zu, wie die Sekunden zu Tagen, die Tage zu Jahren, meine Gebeine zu Staub und mein Staub zu Gebeinen wird, während die Stadtkriecher tagein, tagaus versuchen, einen Sinn zu finden.
* * *
Am Ende der Welt
Steht ein Haus ohne Namen
Vor ihm ein Feld voller Mohn.
Und wagst du’s zu treten
Durch dessen Türrahmen,
Dann wirst du dort treffen Aion*
Und fragest du ihn, bei Kaffee und Kuchen,
Was denn der Zweck sei, den es gilt zu suchen
Dann lacht er heiter und trinkt einen Schluck
Und sagt dir „Du hast doch bereits genug“
(*aion/αἰών = altgriechisch: "Zeit, Ewigkeit")
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:




















Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX