Der Zug
Langsam rollt der Zug in die Station
Seit vierzig Minuten warte ich schon
Im alten Waggon drängen sich hunderte Leute
Erste Stunde Mathe heute
Die warme schwere Luft scheint zu vibrieren
Ein Streit unter Gästen droht zu eskalieren
Ich halte mich an meinem Smartphone fest
Der Geruch alter Socken und Wurst gibt mir den Rest
Die Flecken auf den alten Sitzen kommen wohl nicht nur vom Schwitzen.
Ich sehe mir die News auf Insta an
Ein Pinguin, der furzen kann
Und Steve bäckt Kuchen ohne Mehl und Eier
Cassy fühlt sich ohne Tasche freier
Ein alter Mann mit trüben Augen
meint, dass junge Menschen zu nichts taugen.
Er hat einen gekrümmten Rücken. Wahrscheinlich musste er sich zu oft bücken.
Ein kleines Kind fängt an zu brüllen
Der Schrei trifft teillnahmslose Hüllen.
In gelber Schrift erscheint der nächste Halt.
Ich habe Angst, denn alles lässt mich seltsam kalt.
Ich schaue durch das dreckverschmierte Fenster
Die Schatten am Asphalt erinnern an Gespenster
Gleich muss ich mich zum Ausgang drängen
Um zu verschwinden in den Mengen
Wird jemand mich sehen durch das Glas im weiterfahrenden Zug?
Ist das genug?
Ich komme zu spät und halte doch einen Augenblick inne.
Kann es sein, dass ich spinne?
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX