Die Begegnung mit dem Bären
Es war ein Samstagmorgen in einer kleinen Hütte im Wald in Österreich, nahe der slowenischen Grenze. Ich war alleine dort, um ein paar Tage auszuspannen. Schon seit drei Tagen genoss ich die Ruhe, und zwei Tage blieben mir noch. Jeden Tag ging ich denselben Weg spazieren, aber an diesem Tag entschied ich mich, eine wildere Route tief in den Wald zu nehmen – fernab der üblichen Wanderpfade.
Nach dem Frühstück packte ich meinen Rucksack: Proviant, zwei Liter Wasser, und ein Erste-Hilfe-Set. Was ich jedoch vergaß, war das Pfefferspray gegen Bären, obwohl es in diesem Gebiet viele Bären gibt. Bis dahin war ich nie einem begegnet, also dachte ich mir: „Was soll schon passieren?“ Ich lief los, und nach etwa 30 Minuten machte ich einen Zwischenstopp in einem kleinen Restaurant, um einen Saft zu trinken. Erst dort fiel mir auf, dass ich das Pfefferspray vergessen hatte, aber ich war zu faul, um zurückzugehen. „Bisher ist nie etwas passiert“, beruhigte ich mich selbst.
Als ich weiter in den Wald ging, wurde es zunehmend einsamer – nur noch ich und die Natur. Nach einer Weile hörte ich plötzlich seltsame Geräusche. Die Angst kroch langsam in mir hoch, denn ich wusste, dass ich ohne Abwehrmittel unterwegs war. Trotzdem ging ich weiter, versuchte ruhig zu bleiben und die Geräusche zu ignorieren. Nach etwa einer Stunde entschied ich mich für eine Trinkpause. Plötzlich sah ich ihn: einen Bären, nur wenige Meter entfernt. Mein Herz raste, aber ich erinnerte mich daran, dass Panik die falsche Reaktion wäre. Bären fühlen sich leicht bedroht und könnten dann angreifen. Also blieb ich ruhig, bewegte mich langsam weiter – und dann sah ich ihn mir folgen, Schritt für Schritt.
Mir war klar, dass ich mich irgendwo verstecken musste. Ich erinnerte mich an einen Ratschlag: Wenn ein Bär dich verfolgt, verstecke dich hinter einem Baum und warte, bis er das Interesse verliert. Zum Glück hatte ich bereits mein Essen verzehrt, sodass der Bär nichts riechen konnte. Ich schlich zu einem Baum und wartete. Die Minuten vergingen quälend langsam. Nach zehn Minuten war er endlich verschwunden.
Erleichtert griff ich nach meinem Handy und rief die Polizei an. Zum Glück hatte ich trotz der Tiefe des Waldes Empfang. Kurze Zeit später kam die Polizei und brachte mich sicher zurück zu meiner Hütte. Dieser Moment, in dem ich dem Bären gegenüberstand, war der schrecklichste meines Lebens. Ein falscher Schritt, und die Situation hätte ganz anders enden können.
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