Die drei Brüder
Einst, im frühen 11. Jahrhundert, lebte in Europa ein kleinerer Stammesfürst namens Konrad II. Er hatte drei Söhne: Mut, Unmut und Übermut.
Der Älteste war Übermut. Sein Vater war unglaublich stolz auf ihn und gewährte ihm eine hervorragende Ausbildung. Die besten Lehrer unterrichteten ihn in Lesen, Schreiben, Mathematik, Latein, Jagen, Fechten, Kämpfen und Lieben. Der Vater war so vernarrt in seinen ältesten Sohn, dass er ihm alle Freiheiten ließ. Somit gab es keine wirklichen Konsequenzen, wenn der Sohn kein richtiges Benehmen zeigte. Dadurch, dass auch seine vielen Freunde ihn bewunderten, wurde er immer dreister und fing sogar an zu lügen und zu rauben, er wurde vorlaut und unhöflich und übermütig. Sein Vater wollte ihn noch zur Vernunft bringen, doch Übermut wollte nichts davon wissen. Der Bub war nicht mehr zu stoppen, und es gelangten immer mehr Beschwerden aus dem Volk bis ins Fürstenschloss hinein. Da wusste sich Konrad nur noch einen Rat: Er ließ Übermut in eine Schlacht ziehen, die er bei zu viel Wagnis nur verlieren konnte. Doch Übermut erkannte den bevorstehenden Untergang nicht und starb im Kampf.
Nun war Konrad gezwungen, seinen 2. Sohn, Unmut, zum Thronfolger heranzuziehen. Da er nicht die gleichen Fehler wie bei Übermut machen wollte, behandelte er Unmut sehr streng und ließ ihn nicht viel gelten. Außerdem trauerte er insgeheim sehr um seinen „Großen“ und dies spürte der jüngere Sohn genau. So konnte Unmut kein richtiges Selbstwertgefühl entwickeln, er fühlte sich immer unsicher, ängstlich und verdrossen. Er wurde ein von Selbstzweifeln gepeinigter junger Mann, der keinen anderen Ausweg fand, als sich an einem trüben Novembertag das Leben zu nehmen.
Konrad II. war erschüttert über den Selbstmord seines Sohnes, und musste nun seinen dritten Sohn, Mut, zum Thronfolger erziehen. Durch die Schicksale seiner beiden ersten Söhne geläutert, beschäftigte sich Konrad sehr viel mit seinem Jüngsten. Die beiden führten unzählige Gespräche über das Leben und den Tod, die Führung eines Fürstentums und die gescheiterten Versuche, Muts Brüder aufzuziehen. Der Vater verwirklichte zwar die Wünsche von Mut, jedoch bestrafte er ihn auch, wenn er unartig war. So entwickelte sich Mut zu einem angesehenen und erfolgreichen Thronfolger und Heeresführer, der nicht nur sein Geschick einsetzte, sondern auch seine Tapferkeit. Jedoch behielt er immer im Hinterkopf, dass seine Brüder Übermut und Unmut durch ihre Art im Leben gescheitert waren. Er lebte bedacht, war mutig und stark, angesehen und erfolgreich.
Noch heute spricht man in Europa von den „Goldenen Zeiten“ unter Fürst „Mut“.
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