Die Einsicht der Hoffnung
Starker Wind wehte durch die einzelnen Länder des sogenannten blauen Planeten, als ob er jedes Land für seine Taten bestrafen wollte. Tiefschwarze Wolken verschlangen mehr und mehr den immer dunkler werdenden Himmel und grell-weiße Blitze boten das einzige natürliche Licht. Menschen liefen durch die Straßen aller Städte, um Schutz vor dem weltweiten Unwetter zu finden.
Nur in der Mitte einer Kleinstadt stand eine Gestalt, komplett in einen weißen Umhang gehüllt und schaute sich den Trubel an. Man konnte nicht sagen, ob sie eine Frau oder ein Mann war, ob sie jung oder alt oder gar ein menschliches Wesen war. Sie stand einfach nur da, an eine alte Backsteinmauer gelehnt und genoss den Regen. Hin und wieder schauten ein paar Menschen sie komisch an, als wollten sie fragen, ob sie noch bei klarem Verstand wäre, entschieden sich dann aber wohl doch dagegen und liefen eilig weiter. Nur eine junge Frau mit schwarzen Haaren hatte den Mut, um auf die Gestalt zuzugehen. In ihren Augen spiegelten sich Tod und Leid. Das Wesen hob den Kopf und sah in die Augen der jungen Frau. „Was ist so wichtig, dass du mich störst, Hoffnung?“ Die Frau zuckte kurz zusammen, fasste dann aber doch Mut und straffte die Schultern. „Ich bitte um Verzeihung, Herr. Doch seid ihr euch sicher, dass wir das Richtige tun?“ Ihre Stimme war warm und hell und erinnerte an ein Glockenspiel. „Du wagst es meine Entscheidung in Frage zu stellen, Hoffnung?“, fuhr das Wesen sie an, doch bevor sie etwas erwidern konnte, fuhr die Gestalt fort. „Die Menschheit hat so viel Leid und Tod über die Welt und über seine Mitgeschöpfe gebracht. Vergiss nicht, was die Menschen mit dem Regenwald angestellt haben! Sie haben ihr eigenes Trinkwasser vergiftet, sich selbst verhungern lassen und ihre Mitgeschöpfe eingesperrt und ermordet! Genug ist genug! Sie haben nichts anderes als den Tod verdient! Es war ein Fehler von mir jemals so eine mächtige Spezies zu erschaffen!“ Die junge Frau namens Hoffnung schaute zu den Menschen, dann schweifte ihr Blick zu einem Kanaldeckel, wo das von Dreck verschmutzte Regenwasser ablief. „Sie haben Recht, Herr. Ich bitte vielmals um Vergebung.“ Ergeben senkte sie den Kopf. Doch das Wesen legte nur eine Hand auf ihre Schulter und gab ein Geräusch von sich, das wohl ein Lachen sein sollte. In dem Moment traf ein riesiger Blitz die Stadt und Hoffnung kniff die Augen zusammen, um nicht geblendet zu werden. Doch als sie die Augen wieder öffnete, lagen die Menschen leblos am Boden.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX