Die falsche Hoffnung der Zukunft
Es war ein sommerlicher Schultag und er ging in die Schule, auch wenn ihm der Unterricht egal war, das Schuljahr war eh bald aus, also waren alle Anstrengungen sinnlos. Das dachte er zumindest, während er ein Science-Fiction Buch las, anstatt dem Unterricht zu folgen. Er war immer schon fasziniert von der Zukunft, so waren Science-Fiction Bücher und Filme auch seine Favoriten. Er war fasziniert von Zeitreisen und anderen futuristische Erfindungen und fürchtete nicht die zukünftige Klimakatastrophe wie andere, dazu war er zu ignorant und naiv. Nach Ende des Schultags ging er los, um nach Hause zu kommen, doch er blickte lieber ins Handy als auf die Straße, um eine interessante Serie zu schauen. So übersah er auch zwei Autos, die auf ihn zukamen, und bemerkte nichts, auch wenn die Fahrzeuge sowieso viel zu schnell waren, auch zu schnell für ihn. So wurde er getroffen - zwei mal. Er hätte tot sein sollen, doch als nächstes saß er in einer unbekannten Schule. Er wollte sich erinnern, doch er konnte nicht, aber er blieb ruhig und fragte: „Vielleicht ist das komisch, aber wo sind wir hier?“. Danach erklärten ihm unbekannte Leute, dass er nach einem Unfall 30 Jahre lang im Koma war und erst vor einigen Tagen aufwachte. Sein Körper blieb zwar erhalten, doch sein Verstand nicht gänzlich, so verlor er wiederholt sein Gedächtnis. Er hörte ihnen zwar zu, doch er konnte es schlichtweg nicht glauben. Trotzdem gab er vor, alles zu glauben und beugte sich ihren Erwartungen, obwohl er nicht einmal wusste wer sie waren. Danach lebte er normal weiter und entwickelte ein Interesse an Literatur und Filmen, vor allem im Genre Science Fiction. Er war erstaunt von der Zukunft und ihren Möglichkeiten, regelrecht verzaubert, während andere sie fürchteten. Er verlor sich in dieser zauberhaften Welt, bis eines Tages jemand zu ihm kam. Dieser sagte nicht viel, doch gab er ihm etwas, dass er sich ausgeliehen hatte und ihm zurückgeben wollte, ein Buch, das 30 Jahre in der Zukunft spielen sollte, angeblich sein Lieblingsbuch, nun war es alt, trotzdem blickte er hinein und las über, für ihn, alltägliche Sachen, wie Kernfusion oder kommerzielle Raumfahrt. Doch als er die letzte Seite sah, war alles klar: Dort war eine simple Notiz in seiner Handschrift: „Ich hoffe, ich kann diese Zukunft sehen, alles wäre so besser!“ In dem Moment sah er tausende Eindrücke eines scheinbar früheren Lebens, aber bald wurde ihm klar, dass er all das wirklich selbst erlebte. Mit wiedererlangten Gedächtnis realisierte er nun eines: Die Zukunft hat nur in der Gegenwart einen Zauber, auch in 30 Jahren änderten die Leute sich nicht, auch nicht mit allen Innovationen. Er auch nicht. So beschloss er, sich mehr auf die Gegenwart zu fokussieren, anstatt immer von der Zukunft zu träumen. Er las trotzdem immer noch gerne Bücher und sah sich Filme an, nur jetzt gab er mehr Acht darauf, dass Fiktion nicht seine Realität ersetzt.
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