Die Farbe der Liebe
Er hat immer den Großen Starken gespielt. Den Coolen, dem alle Mädchen sabbernd wie rollige Hunde nachgelaufen sind. Mit dem extra starken Gel in den roten lockigen Haaren, den Levis Jeans und dem verspielten, gefährlichen Lächeln und seiner Lederjacke, die er auf seinem Motorrad immer trug. Er war einfach unbestreitbar umwerfend.
Ich bin eine von vielen gewesen, die seinen Augen nicht widerstehen konnte und darüber nachgedacht hat, wie es sich anfühlen würde über seine muskulösen Oberarme zu streichen. Er würde jedes Mädchen damit beschützen, da war ich mir sicher. Er strahlte die Angriffsbereitschaft und den Übermut förmlich aus. Wie viel ich nur dafür gegeben hätte, um nur ein einziges Mal mit seinem Motorrad mitfahren zu dürfen! Wie süß seine Locken ihm doch immer ins Gesicht fielen, wenn er den Helm abnahm und wie toll es gewesen wäre, ihn von hinten am Motorrad zu umarmen, während der Fahrtwind uns alles vergessen gelassen hätte.
Und dann kam sie und hatte plötzlich alles, was sich ein jedes Mädchen unserer Schule am Abend im Bett in seinem Kopf ausmalte. Sie war wie aus einer dieser Klatsch Blätter ausgeschnitten und so perfekt. Kein Wunder, dass sie ihn wie ihn Handumdrehen bekam. Er schenkte ihr Rosen vor der Schule und ihre Lieblings Pralinen - die roten Lindor Kugeln. Es musste einfach wahre Liebe sein und trotzdem wollte ich letztendlich doch nicht sie sein.
Die ganze Schule wusste wie im Nu von dem Unfall. Er sollte ihr ganzes Leben verändern und sie wagte es nicht mehr, sich so in der Öffentlichkeit zu zeigen. Man sah sie weder im Einkaufszentrum, noch in den Schulgängen oder hinter ihm auf seinem Motorrad. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. So plötzlich weg, wie sie gekommen war. Und während sich alle um sie sorgten, sah man ihn überall. Im Schulhof bei der restlichen Elite, auf jeder Party und vor allem auf seinem Motorrad.
Es war immer schon rot gewesen, das war nicht das, was sie irritierte. Nein es erinnerte sie plötzlich an Blut. Ihr Blut, das ihr jetzt zum ersten Mal in ihrem Leben abging. Aber es fehlte zu ihrem Unglück nicht nur das. Auch das rote Motorrad und sein doch sonst immer so mutiger Besitzer waren überall, aber nicht da, wo sie sein sollten.
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