Die Gedanken eines Ritters
Seit sieben Tagen und sieben Nächten reite ich durch diesen gottverlassenen Wald und immer noch habe ich kein Lebenszeichen des Monsters gefunden.
„Wenn es soweit ist, wirst du wissen was zu tun ist.“
„Mach dir keine Sorgen, alles wird laufen von selbst.“
„Ehe du dich versiehst, bist du schon wieder zu Hause.“
Können sie doch gut reden, haben sie auch nie das leisten müssen, was von mir erwartet wird.
„In den Wald sollst du reiten und finden sollst du sie, die Bestie. Erschlage sie mit deinem Schwert und kehre als Held zurück, so bekommst du deine holde Maid und glücklich sollt ihr leben bis ans Ende eurer Tage. Wirst du jedoch versagen, so wirst du aus dem Lande verbannt und unser Unmut soll dich bis in alle Zeit verfolgen. Niemals sollst du finden die Liebe und fristen wirst du ein unglückliches Dasein.“
Gut kann er reden, reitet er auch nicht allein durch den finsteren, nebelverhangenen Wald. Wie übermutig ich doch gewesen bin. Bin losgezogen mit vor Stolz geschwollener Brust, um zu erfüllen, was mir aufgetragen worden ist. Habe ich doch nur an meine holde Maid gedacht und den Empfang, den sie mir bereiten würden, wenn ich siegreich zurückkehre.
Nun sitze ich hier auf dem Rücken meines einzigen Begleiters und weiß nicht mehr weiter. Keine Spuren habe ich gefunden. Was wohl passieren würde, wenn ich als Versager zurückkehrte? Mein Vater würde mich verjagen, denn die Schande seines gefallenen Sohns wäre für ihn nicht zu ertragen. Den Unmut aller würde ich mir zuziehen. Wie können sie richten über mich, wenn sie doch selbst nie den Mut besessen haben, die Bestie zu suchen und zu richten?
Was soll diese Jagd nach dem Monster denn überhaupt beweisen? Wie mutig ich bin? Beweist sie nicht eher, dass ich getötet, eine unschuldige Bestie, ohne Grund? Ein Wesen, das weder mir noch sonst jemandem je geschadet hat. Gehört sie gerichtet nur für ihr Sein? Wer bestimmt ihren Wert und meint, der sei kleiner als mein?
Ich muss sie bald finden und vernichten. Die Einsamkeit lässt meine Sinne schwinden. Ständig hat man mir gesagt, was ich tun solle und wie ich zu sein habe. Weiß ich denn jetzt, wer ich bin? Bin ich der mutigste aller Ritter, den es in den großen Landen gibt? Mache ich mein Land stolz durch den Mord an einer unschuldigen Kreatur?
Bin ich mutig, wenn ich tue, was von mir erwartet?
Doch wie soll ich ein Ideal erfüllen, wenn ich nicht einmal weiß, was diese Worte bedeuten? Bin ich doch nicht mehr, als ein übermutiger, dummer, eingebildeter Jüngling, der nicht weiß, was er tut?
Mutig soll ich sein und alle meine Wünsche und Träume werden sich erfüllen!
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