Die Gedanken vom Hals ( Über die Wortwörtlichkeit)

"Jetzt reicht's! ", dachte sich plötzlich der Hals verbittert. Er war zu überfüllt mit Enttäuschung und Neid um diese Ungerechtigkeit weiter ertragen zu müssen.

"Ohne mich gäbe es ihn doch gar nicht! Ohne mich würde er nicht einmal auf eigenen Beinen stehen können und dennoch ist die Rede immer nur vom Kopf und nie von mir. " Er wollte schon lauthals beginnen zu protestieren, doch spürte einen Knoten in sich heranwachsen. Der Hals konnte das Weinen nur mit Mühe und Not aufhalten.

"Das Einzige worum ich bitte, ist ein bisschen Aufmerksamkeit für meine harte Arbeit. Wisst ihr eigentlich, wie schwer und stur so ein Kopf sein kann? Ich komme mir wie Atlas vor. . . Jeder schaut auf den Kopf - auf das schöne Himmelsgewölbe - und keiner denkt daran, wie schwer es ist, das alles zusammen zuhalten. Nie dankt mir jemand, klopft mir auf die Schulter und sagt, dass ich die Arbeit gut mache. Ich habe die Verantwortung aufgehalst bekommen und werde jedes mal bestraft, wenn sich der Kopf mal wieder schlecht fühlt! Ich werde geknetet und in die Länge gezogen. Wie nennen das Menschen nochmal? Massieren? Tja, ich nenne es massakrieren. So ein Leben hängt mir bis zum Gehtnichtmehr heraus! Und das Schlimmste ist, ich werde für die Fehler meines Nachbarn verantwortlich gemacht! Wenn man im Mittelalter etwas Hals über Kopf anstellte, wurde nicht der Kopf abgehackt. Nein! Es war der Hals! "

Er hörte etwas in sich quaken und musste den Monolog unterbrechen.

Der Hals war fest davon entschlossen unfair behandelt und unterschätzt zu werden und eine wichtigere Arbeit zu vollbringen als der Kopf.

"Ich bin der Hals und ich sollte über dem Kopf stehen", war sein finales Urteil.