Die geheime, märchenhafte Hochzeit
An einem schönen Herbstnachmittag im Jahre 2050 lief ein Mädchen namens Marie im Wald umher. Ihre braunen Haare und ihr schneeweißes Kleid wehten im Wind, aber sie hatte sich im Wald voller Plastikbäume verirrt und fand nicht mehr nach Hause zurück. Die Plastikbäume entstanden dadurch, dass auf den Bäumen auch schon Plastikflaschen lagen und diese durch den Klimawandel schmolzen. Aus ihren Augen kullerten Tränen herab, denn sie wollte wieder nach Hause zu ihren Eltern und ihrem großen Plastikschloss zurück. Das Plastikschloss wurde extra aus pinken Plastikflaschen gegossen. Da traf sie einen jungen Mann mit kaputten Jeans und einem zerrissenen T-Shirt. Der junge Mann stammte aus armen Verhältnissen, aber er war besonders schön, fand Marie. Sie fragte ihn, wie man wieder zurück in die Stadt kommen könnte, da sie sich verlaufen hatte. In der Stadt gab es eine Burg, die auf einem Berg von Plastikflaschen erbaut wurde.
Er nahm ihre zarte, warme Hand und führte sie durch den Wald, vorbei an kaputten Häusern und den Plastikbäumen. Als die beiden die Stadt erreichten, dankte Marie dem jungen Mann für den Dienst und gab ihm Geld dafür. Der Mann lehnte dankend das Geld ab und wollte sich wieder auf den Weg zurück in den Wald machen, aber Marie hielt ihn am Arm fest. Sie fragte ihn, ob er denn nicht mit zu einem Märchenball kommen wollte. Dankend nahm er das Angebot an, aber er erwähnte, dass er nicht die passende Kleidung dafür hätte und zu arm sei. Marie sagte, dass er sich keine Sorgen darum machen solle. Sie nahm den jungen Mann an der Hand und brachte ihn zu dem nobelsten Kleidungsgeschäft in der Stadt. Er bekam einen maßgeschneiderten Anzug aus Seide, der sich anfühlte, als wäre er aus Spinnenfäden gesponnen worden. Der Mann fühlte sich sehr wohl in dem neuen Anzug. Danach gingen die beiden auf den Märchenball und tanzten, bis ihnen schwindelig wurde. Als der Ball zu Ende war, merkten die beiden, dass sie sich ineinander verliebt hatten. Dem jungen Paar wurde klar, dass sie heiraten wollten. Sie gingen zusammen zu den Eltern von Marie und erzählten ihnen, dass sie unbedingt heiraten wollten. Die Eltern hatten etwas dagegen, da der junge Mann sehr arm war und Marie zu jung für ihn sei. Aber Marie bereitete mit dem Auserwählten eine geheime und märchenhafte Hochzeit vor. Die Hochzeit sollte in der pinken Plastikburg stattfinden, wo Marie wohnte. Drei Tage später war es endlich so weit, die geheime Hochzeit konnte in der Plastikburg starten. Marie und der arme Mann ließen einen Plastikring mit Goldüberzug anfertigen.
Der Priester mit einer Plastikstola übergab ihnen den Ring und sagte, dass sie sich die Liebe versprechen sollten.
Genau in diesem Moment traten Maries Eltern in die Plastikburg ein. Stilles Schweigen machte sich breit. Marie und der arme Mann starten sich mit weit aufgerissen Augen und Mündern an. Der Bräutigam nahm aus seinem Anzug die vom Licht ins Dunkel gespendete Uhr heraus. . .
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