Die grüne Lunge in Flammen
Flammen schlugen gegen den Himmel. Eine riesige Rauchwolke verdeckte den Blick zur Sonne. Das Feuer zischte und prasselte. Es verbreitete sich rasend schnell, griff von einem Baum über zum nächsten, verbrannte alles was ihm im Weg stand.
Die Affenmutter spürte die Gefahr, bevor sie sie sehen konnte. Sie bemerkte die Tiere, wie sie flüchteten, kopflos und voller Angst. Sie hörte, wie alle Geräusche verstummten und sich eine befremdende Stille um ihre Umgebung legte.
Die Affenmutter verstand die Hinweise zu deuten, noch bevor sie die Flammen sah, die erbarmungslos alles Leben vernichteten. Sie waren wie ein wildes Tier, das nicht gezähmt werden konnte.
Die Mutter stieß einen panischen Laut aus und lief zur der Baumhöhle, in dem ihr Affenbaby sich verschlafen aufsetzte. Auffordernd stellte sie sich so hin, dass es auf ihren Rücken klettern konnte. Dann lief sie los. Sie hangelte sich von Ast zu Ast und sprang von Baum zu Baum. Schneller. Immer schneller. Vögel stoben über ihr in den Himmel und krächzten ängstlich, selbst als sie schon eine sichere Entfernung erreicht hatten. Beißender Rauch drang ihr in die Nase. Die Hitze wurde immer unerträglicher je näher das Feuer ihr kam. Sie spürte wie sich das kleine Wesen auf ihrem Rücken ängstlich an sie krallte. Erschöpfung machte sich in ihr breit, doch sie durfte nicht aufgeben. Sie musste den Wettlauf gewinnen. In ihrer Nähe befand sich der Amazonas, wenn sie ihn überquerte war sie sicher.
Mit letzter Kraft sprang sie von dem Baumstamm, an dem sie klammerte, zum nächstgelegenen Ast. Doch dabei spürte sie plötzlich, wie das Affenbaby den Halt verlor und abrutschte. Mit einem Schrei fuhr sie in der Luft herum und sah, wie es hart am Waldboden aufschlug. Sobald sie gelandet war, wollte sie den Baum hinunterspringen und ihr Kind holen. Doch als das Gebüsch hinter ihm in Flammen aufging, stockte sie mitten in ihrer Bewegung. Panik und das Bedürfnis etwas zu tun, führten in ihr einen wilden Kampf. Sie spürte den Blick ihres Jungen auf sich, hilflos und verletzlich. Doch sie schaffte es nicht in seine Augen zu schauen, sie wollte nicht hinsehen, sie konnte es nicht. Sie konnte es genauso wenig, wie wir es können. Die grüne Lunge unseres Planeten steht in Flammen. Trotzdem sind wir hier, hier in Sicherheit. Wir stehen nicht neben dem Jungen um es zu retten. Wenn wir dort wären, würden wir sehen, wie es sich ängstlich zusammenkauert und hilfesuchend seine Mutter anschaut. Das Feuer spiegelte sich in seinen Augen.
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