Die Hoffnung Neuland
Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, was ich zum Thema „Neuland“ schreiben kann und mir ist tatsächlich nichts wirklich Überzeugendes eingefallen. Dann dachte ich, warum über etwas reales Schreiben, wenn man seine Phantasie und Visionen auf Papier niederschreiben und auch für andere zum Leben erwecken kann. Ich war der Meinung, eine Erzählung wäre nicht adäquat genug, denn „Neuland“ ist meiner Ansicht nach nicht nur etwas Unbekanntes oder ein neuer Lebensabschnitt, sondern der Begriff kann auch Zuflucht bedeuten. Zuflucht in eine neue Welt.
Ich rede nicht von einem Zufluchtsort für die Menschen, die vor ihrem stressigen Berufsleben weglaufen wollen, für die Jugendliche, die nicht in die Schule gehen wollen, für die Menschen, die als wohlhabend gelten und sich trotzdem ungerecht behandelt fühlen, oder für die Menschen, die eine gesunde Familie haben sowie ein schönes Haus mit Garten und trotzdem unzufrieden sind. Ich rede von einem Zufluchtsort für diejenigen, die kein Dach über dem Kopf haben, die ständig unter Angst um ihre Existenz leiden, die verlernt haben zu lachen, die nicht in den Genuss von Bildung, Krankenpflege oder Gerechtigkeit kommen und für diejenigen dessen Kinder vor Hunger und Durst sterben.
Diese Menschen haben aufgrund von dem sozialen Ungleichgewicht, den gierigen Industriegebieten mit ihren verschwenderisch umgehenden Einwohner und aufgrund von Krieg, der rein durch die Sucht nach Rache oder Macht ausgelöst wird, keine wirkliche Chance auf ein erfülltes, sicheres Leben. Sie haben nur die Möglichkeit, ihre Augen zu schließen und sich ihr eigenes Neuland vorzustellen, sodass sie, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, der Realität entweichen können. Ein Ort, an dem Angst etwas Unwahrscheinliches ist, an dem alles möglich zu scheinen vermag. Ein Ort, an dem die Eltern nach ihrer Arbeit stolz ihre Kinder von der Schule abholen, um gemeinsam eine bescheidene, aber ausreichende Mahlzeit zu sich zu nehmen. Ein Ort, wo das Rauschen des Meeres oder das Zwitschern der Vögel einen weckt und nicht das Schreien von Leid oder die Schüsse eines Gewehrs. Ein Ort, an dem das Leben sicher und gleich viel wert ist, an dem Reue und Hass keinen Platz mehr finden, an dem die Sonne in einem jeden zu strahlen scheint. Ein Ort, an dem man lachen und Glück verspürt und an dem man miteinander und nicht nebeneinander lebt. Ein Ort, an dem man als Mensch behandelt wird.
Wir haben das Glück in eine Welt hineingeboren zu sein, in der wir nicht die Augen schließen müssen, um Zuflucht an einem anderen Ort aufzusuchen, denn wir können unsere Augen offen lassen, um das Schöne zu sehen. Wichtig aber ist, dass man nicht von dem Schönen geblendet sein darf, denn die Sonne kann nie strahlen, ohne einen Schatten zu hinterlassen. Aber man kann sich sicher sein, wo der Schatten auch hinfällt, wird es Menschen geben, die trotzdem weiterleben, denn manche von ihnen kneifen ihre Augen zu und genießen die Stille und den Frieden ihrer eigenen Welt.
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